Elefantenjunge "Tsavo" im Gehege im Wuppertaler Zoo, März 2020

Elefanten

Elefantenhaltung im Zoo

Die Elefantenhaltung im Zoo ist immer ein Risiko. Viele Tierpfleger wurden bereits angegriffen und schwer verletzt, einige sogar getötet.

Von Birgit Amrehn

Das Problem der Haltung

Seit 1982 gab es mehr als 40 Tote und mehr als 50 Verletzte bei Unfällen mit Elefanten im Zoo. Diese Bilanz der Haltung von Zooelefanten in Europa und Nordamerika zieht der Verein European Elephant Group (EEG).

Der Grund für die Unfälle ist nicht, dass Elefanten böse sind – das sind sie nicht. Aber sie sind eben auch keine gutmütigen Riesen, die sich freiwillig dem Menschen unterordnen. Elefanten sind wilde Tiere, mit eigenen Verhaltensregeln.

Das Problem in der Zoohaltung: Durch ihre enorme Kraft und ihr tonnenschweres Gewicht können schon kleine Konflikte für den Menschen tödliche Folgen haben.

In Deutschland halten rund 25 Zoos und Tierparks Elefanten. Dabei gibt es mindestens drei Haltungsformen: Direct-Contact, Protected-Contact und No-Contact.

Direct-Contact

Beim Direct-Contact, auch Free-Contact oder Hands-On genannt, mischt sich der Tierpfleger ohne schützende Gitter unter die Tiere. Dies ist die älteste Haltungsart von Elefanten. In Asien gingen so die Elefantenführer, auch Mahuts genannt, bereits vor rund 3500 Jahren mit ihren Kriegs- und Arbeitselefanten um. Als im 18. Jahrhundert die ersten Asiatischen Elefanten Europa erreichten, kam das Wissen über deren Haltung gleich mit.

Wenn Elefantenpfleger, die im direkten Kontakt mit Elefanten arbeiten, das Elefantenhaus betreten, ist für die Elefanten ganz klar: Hier kommt der Chef. Im Direct-Contact haben die grauen Kolosse gelernt, dass die Elefantenpfleger die Alpha-Tiere der Herde sind. Nur so können sich die Pfleger mitten unter die grauen Kolosse wagen.

Wenn die tonnenschweren Tiere dem Pfleger gehorchen, egal ob sie dazu Lust haben oder nicht, vereinfacht das ihre Pflege ungemein. So ist die Kontrolle ihrer sensiblen Füße und die Hautpflege kein Problem. Auch der Tierarzt kann ungehindert Blut abnehmen oder Wunden verarzten. Kommt es innerhalb der Herde zu Streit, kann der Pfleger schlichtend eingreifen.

Mann reitet auf Elefant, der ihm seinen Rüssel entgegenstreckt.

Direct-Contact in Asien

Protected-Contact

Da es im direkten Kontakt mit Elefanten immer wieder zu schweren Unfällen kam, wurde in den USA das Konzept des Protected-Contacts entwickelt. Hier ist der Pfleger immer durch ein schützendes Gitter vom Tier getrennt.

In Deutschland werden alle Elefantenbullen so gehalten, denn sie geraten periodisch in regelrechte Hormonräusche. In dieser Phase, Musth genannt, produzieren sie doppelt so viel Testosteron und sind äußerst aggressiv.

Der Kölner Zoo war der erste Zoo Deutschlands, der nicht nur die Bullen, sondern die gesamte Herde in Protected-Contact hält. Dass die Tierpfleger durch die Gitter weniger Einfluss auf die grauen Kolosse nehmen können, bedeutet nicht, dass sie die Tiere sich selbst überlassen.

Täglich üben die Kölner Tierpfleger mit Hilfe des sogenannten Target-Trainings Kommandos ein. Als Target bezeichnet man einen einfachen Stab, meist mit einer Kugel am oberen Ende. Der Elefant soll ihn mit dem geforderten Körperteil berühren. Tut er dies, wird er mit Futter belohnt. So lernt das Tier Schritt für Schritt, Kommandos auszuführen.

Soll es zum Beispiel zur Pflege seinen Fuß durch das Gitter strecken, gibt der Tierpfleger den entsprechenden Befehl. Zusätzlich deutet er mit dem Target auf die Stelle, wo das Tier seinen Fuß durchstrecken soll.

Letztendlich klappt das jedoch nur, wenn der Elefant Lust hat mitzuspielen. Für den Notfall gibt es in Köln deshalb eine spezielle Gitterbox, die "Crush Box". Ist der Elefant einmal hineingelockt, wird er durch verschiebbare Seitenteile fixiert. So können selbst unwillige Elefanten ohne riskante Narkose behandelt werden.

Ein Elefant streckt seinen Fuß durch Gitterstäbe.

Fußkontrolle im Kölner Zoo

No-Contact

In der No-Contact-Haltung ist der Kontakt zwischen Mensch und Tier auf ein Minimum reduziert. Die Tierpfleger beschaffen das Futter und misten aus. Ansonsten sind die Tiere sich selbst überlassen. Befürworter dieser Methode argumentieren, dass so die Elefanten in den gleichen Herdenstrukturen wie in der freien Wildbahn leben. Die Tiere können ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben.

Nur wenige Zoos weltweit lassen sich bislang auf diese Haltungsform ein, unter anderem, weil beim No-Contact das Gehege besonders weiträumig seien muss. Zu einer lebensnahen Umwelt gehören zum Beispiel Schlamm- und Wasserbäder ebenso wie Bereiche, in denen sich die Tiere bei Konflikten in der Gruppe zurückziehen können.

Kritiker der Haltung im No-Contact führen an, dass die Elefanten dann nicht mehr ohne Narkose medizinisch behandelbar sind. Außerdem könnte es, wie im israelischen Zoo Ramat Gan, zu gefährlichen Auseinandersetzungen innerhalb der Elefantenherde kommen. 2007 quetschte dort ein Elefantenbulle eine Elefantenkuh zu Tode. Obwohl sich dies vor den Augen der Tierpfleger abspielte, hatten sie keine Möglichkeit einzugreifen.

Eine Gruppe Elefanten an einem Wasserloch

Wie in freier Wildbahn

Die Qual der Wahl

Welche Haltungsform nun die Beste ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Jeder Zoo muss für sich entscheiden, was für seine Tierpfleger und Elefanten am sinnvollsten ist. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle.

Die Direct-Contact-Haltung vereinfacht oft die pflegerische und medizinische Betreuung der Elefanten. Doch um Unfälle zu vermeiden, bedarf es dabei besonders erfahrener Tierpfleger, in der Regel freundlich gesinnter Elefanten und einer relativ stabilen Herdenstruktur.

Sind diese Faktoren nicht gegeben, ist für die Sicherheit des Personals und das Wohlbefinden der Tiere Protected-Contact die passende Alternative. Für eine Elefantenherde mit besonders stabiler Herdenstruktur ist die Haltung im No-Contact geeignet. Zudem können so auch Elefanten gehalten werden, die keine menschliche Nähe dulden.

Allgemein hat sich in der Haltung von Elefanten in den Zoos in den vergangenen 40 Jahren einiges verbessert. Viel zu kleine Gehege aus Beton wichen größeren naturnahen Anlagen, mit Wasserstellen zum Baden.

Ein Elefant badet, so dass Wasser spritzt

Elefanten lieben Wasser

Auch wird die Bedeutung von sozialen Strukturen inzwischen stärker berücksichtigt. Ziel ist es, Familienverbände aufzubauen wie in der freien Natur. Dafür sollen die Weibchen und ihr Nachwuchs ihr ganzes Leben im selben Zoo verbringen können. Nur noch die Bullen sollen auf Reisen geschickt werden, um Inzucht zu vermeiden.

(Erstveröffentlichung: 2011. Letzte Aktualisierung: 21.08.2018)

Quelle: WDR

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