Im Hollywood-Film "2001 – Odyssee im Weltraum" klingt der Weltraum nach Johann Strauß, nach Walzer – irdisch eben. Klar, dass Filmregisseure zu solchen Stilmitteln greifen, denn akustisch ist zwischen Planeten, Sternen und Galaxien nicht gerade viel geboten. Im All herrscht Stille. Keine Luft, keine Schallausbreitung, keine Geräusche – wirklich nichts?
Stimmt nicht so ganz. Der amerikanische Astro-Physiker Donald Gurnett von der University of Iowa zum Beispiel nahm mehr als 40 Jahre lang Radiowellen auf, die von Gasen im interplanetarischen Raum ausstrahlten. Er verlangsamte die extrem hohen Frequenzen der Wellen, bis sie innerhalb des für Menschen hörbaren Spektrums lagen. Damit konnte er "Gewitter" auf dem Jupiter, Polarlichter auf der Erde und kosmische Strahlung hörbar machen.
Instrumente auf Voyager, Galileo, Cassini und mehr als zwei Dutzend weiteren Nasa-Raumsonden nahmen die Radio-Emissionen auf, die das dünne elektrisch aufgeladene Gas zwischen den Himmelskörpern durchschwingen. Gurnett sammelte Tausende dieser Aufzeichnungen und wandelte sie in Töne um. Hört man sich die Soundfiles an, klingt es nach abgefahrener moderner Musik, nach Pfeiftönen, Chorgesängen und dumpfem Grollen.
Da die Nasa viele Wege geht, um die Öffentlichkeit für die Erforschung des Alls zu begeistern, beschloss die Weltraumorganisation auf der Basis dieser "Space-Music" eine Komposition in Auftrag zu geben.
Die Nasa kontaktierte David Harrington, den künstlerischen Direktor des weltberühmten Kronos Quartet und schlug ihm das Projekt vor. Harrington beauftragte den minimalistischen Komponisten Terry Riley, die Partitur zu schreiben.
Mit der Outerspace-Music aus der Umgebung von Jupiter, Venus und anderer Planeten komponierte Riley die Melodie und nannte das Werk "Sun Rings" – Sonnenringe. Interpretiert wurde das Stück vom berühmten Kronos Quartet.
(Erstveröffentlichung 2011. Letzte Aktualisierung 15.07.2020)
Quelle: SWR