Greifvögel

Greifvögel in Deutschland

Ob Mäusebussard, Turmfalke, Habicht oder Rotmilan: Inzwischen leben in Deutschland dank verbesserter Schutzmaßnahmen wieder deutlich mehr Greifvögel. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Arten.

Von Günter Wagner und Tobias Aufmkolk

Mäusebussard

Meist ist es ein Mäusebussard, den man auf Zaunpfählen und Masten an Feldern sieht, wo er seiner Beute auflauert. Als Wühlmausjäger ist er ein gern gesehener Gast bei den Landwirten.

Der Mäusebussard ist der mit Abstand am häufigsten vorkommende Greifvogel in Deutschland. Sein Bestand gilt als gesichert, alleine in Nordrhein-Westfalen leben mehr als 10.000 Brutpaare.

Trotz seiner beachtlichen Größe hat sich der Mäusebussard vor allem auf Kleinsäuger als Nahrung spezialisiert. Diese erspäht er entweder aus der Luft oder jagt ihnen auf dem Boden hinterher, zum Beispiel auf abgeernteten Feldern im Herbst und Winter.

Ein Mäusebussard | Bildquelle: WDR/dpa

Sperber

Der Sperberbestand, der in Deutschland und Europa in den 1950er- und 1960er-Jahren stark gesunken war, hat sich wieder erholt. Der etwa taubengroße Vogel, bei dem die Männchen viel kleiner sind als die Weibchen, ernährt sich meist von anderen Vögeln und muss sich seinerseits vor Habichten und Baummardern in Acht nehmen.

Sperber bevorzugen deckungsreiche Lebensräume, die viele Verstecke bieten – einerseits zur Jagd, andererseits zur Tarnung vor Feinden. Sie verfolgen ihre Hauptnahrung, kleinere Singvogelarten, bis ins dichte Gebüsch. Dabei sind Sperber sehr schnell und wendig.

Sperber haben sich auf kleinere Singvögel als Beute spezialisiert | Bildquelle: Imago

Turmfalke

Der Turmfalke ist die häufigste Falkenart. Seine beliebte Jagdmethode ist das Rütteln. Dabei steht er mit kurzen Flügelschlägen und abwärts gestelltem Schwanz in der Luft. Wenn er ein Beuteobjekt erblickt – etwa eine Feldmaus –, stößt er zum Fang hinab.

Der Turmfalke ist die am weitesten verbeitete Falkenart in Mitteleuropa. Er ist ein typischer Kulturfolger des Menschen: Turmfalken profitieren unter anderem von den guten Nistmöglichkeiten und dem vielfältigen Nahrungsangebot in Städten. Allein in Berlin leben zwischen 200 und 300 Brutpaare.

Turmfalken fühlen sich auch in Städten wohl | Bildquelle: dpa/Nic Bothma

Habicht

Der Habicht wurde bis Mitte des 20. Jahrhunderts fast bis zur Ausrottung gejagt. Die Population konnte sich dank der Schutzrechte wieder gut erholen. Er macht Jagd auf größere Vögel, wie Elstern oder Tauben, verschmäht aber auch gelegentlich ein Kaninchen nicht.

Habichte sind typische Ansitzjäger. Sie beobachten von einem höheren Punkt aus ihre Umgebung und schlagen lautlos zu, wenn sie ein Beutetier erspähen. Deshalb bevorzugen sie waldreiche Gegenden als Lebensraum, da diese genügend Möglichkeiten zur Jagd und zum Nestbau bieten.

Habichte benötigen alten Baumbestand als Brutplatz | Bildquelle: WDR/dpa/blickwinkel/D. Mahlke

Rotmilan

Der Rotmilan gehört mit einer Flügelspannweite von 160 bis 180 Zentimetern zu den größeren Vertretern der Greifvögel in Deutschland. Er ist sehr gut an dem rostroten, gegabelten Schwanz zu erkennen. Bevorzugte Nahrung sind kleinere Wirbeltiere, aber auch Insekten und Aas.

Rotmilane bevorzugen offene Landschaften, über die sie in langen Suchflügen nach Beute Ausschau halten. Mittlerweile steht der Rotmilan auf der Liste der bedrohten Arten, da sein natürlicher Lebensraum mehr und mehr schwindet. Das liegt zum einen an einer intensivierten Landwirtschaft, zum anderen an Hochspannungsleitungen und Windrädern, die den Vögeln häufig zum Verhängnis werden.

Rotmilane bevorzugen offene Landschaften zum Jagen | Bildquelle: Mauritius/Rainer Herzog

(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 25.03.2020)