Ein uraltes Würfelspiel
Das Würfelbrettspiel Backgammon ist sehr alt. Wie viele andere kulturelle Errungenschaften entstammt auch Backgammon vermutlich der Hochkultur Mesopotamiens, der Wiege unserer Zivilisation im heutigen Irak.
Zur Entstehungsgeschichte des Brettspiels gibt es verschiedene Theorien. Zum einen vermuten Historiker, dass es sich vor rund 5000 Jahren möglicherweise aus religiösen Ritualen entwickelte – aus Tierknochen, die die Priester feierlich warfen, um aus den auf diese Weise gewürfelten Anordnungen die Zukunft zu lesen.
Vielleicht sind die Wurzeln des Spiels aber auch im analysierenden Nachstellen und Nachspielen von Schlachten zu finden, das unter den damaligen Aristokraten weit verbreitet war.
Als Würfel-Material wurden im Laufe der Zeit neben Tierknochen auch Samenkörner, Muscheln und Tonwaren verwendet, schließlich Holz, Steine, Perlmutt, Elfenbein und Metalle. Die Trennung von Würfeln und Spielsteinen setzte ein und die Feldaufteilung des Spielbretts änderte sich ständig, bis es zur heute klassisch gewordenen Form der eingelegten Dreiecke fand.
Alle Welt spielt Backgammon
Von Mesopotamien aus gelangte das Spiel zu den Persern und von dort nach Ägypten. Im Grab des Pharaos Tutenchamun (um 1350 vor Christus) fanden sich Spielbretter des Spiels, das in Ägypten unter dem Namen "Senet" bekannt ist. Experten gehen davon aus, dass Senet ein Vorgänger des heutigen Backgammons war.
Nach seinem Siegeszug durch die griechische Aristokratie kam das Spiel auch bei den Herrscherschichten der Römer auf, die es bis in den keltischen Norden hinauf brachten. Bei Agathias von Myrina (600 nach Christus) findet sich ein Gedicht, in dem der römische Kaiser Zeno eine Partie spielt. Alle berühmten Cäsaren werden als Mitspieler aufgeführt: Julius Cäsar, Augustus, Nero und Diokletian.
Immer noch beliebt
Von den Briten haben wir den Namen "Backgammon" übernommen. Das Wort könnte ursprünglich aus dem Walisischen stammen ("back" = klein, "cammon" = Schlacht), oder es kommt vom angelsächsischen "bac gamen", was übersetzt soviel wie Rückspiel heißt.
Auch der französische König Ludwig XVI. spielte das Brettspiel begeistert, das in Frankreich übrigens "Tric-Trac" genannt wird. Der preußische König Friedrich der Große bewahrte es in seinen Spielschränken auf und die Adelsfamilien der Hohenzollern, der Wittelsbacher und der Romanoffs waren ebenfalls begeisterte Backgammon-Anhänger.
Im Mittelmeerraum gehört Backgammon fest zur Kultur
Die bis heute größte Verbreitung findet Backgammon bei den Mittelmeeranrainern. Bei den Griechen, Türken und Zyprioten ist das Spiel ein nicht wegzudenkendes nationales Kulturgut. Es wird dort in Cafés, in der Familie oder einfach auf der Straße gespielt. Die Griechen nennen es "Tavli", die Türken "Tavla", die Italiener "Tavola Reale", die Spanier "Tablas Reales".
Alle Bezeichnungen entstanden aus dem lateinischen "Tabula" (= Tisch), ein Wort, das sich einerseits auf das Tischspiel Backgammon bezieht und andererseits auch das Spiel selbst als Tisch bezeichnet, denn das Spielbrett wird mit einem tischähnlichen Untersatz aufgebaut.
(Erstveröffentlichung: 2004. Letzte Aktualisierung: 20.06.2018)
Quelle: SWR