Die Idee
Von Uexküll verkaufte seine bedeutende Briefmarken-Sammlung, nahm den Erlös von einer Million US-Dollar und gründete 1980 seine eigene Stiftung für den "Right Livelihood Award", in Deutschland besser bekannt als "Alternativer Nobelpreis".
Mit dem Alternativen Nobelpreis sollen weltweit Menschen und Initiativen ausgezeichnet werden, die mit ihren Problemlösungen zu einer besseren, nachhaltigen Welt beitragen.
Dabei soll es sich jedoch nicht nur um jene Persönlichkeiten handeln, die ohnehin schon im Rampenlicht stehen, sondern auch um Menschen, die unbeachtet von Medien, Politik und Öffentlichkeit Großes leisten. Ob es dagegen um Verdienste in den Bereichen Ökologie, Frieden, Bildung, Energie, Gesundheit, Ernährung, indigene Völker oder anderes geht, ließ die Stiftung bewusst offen.
Sie will auch Lösungsansätze ehren, die in keine bestimmte Schublade passen – unkonventionelle Ideen, kleine Projekte mit großer Wirkung.
Die Preisvergabe
1980 wurde der Preis zum ersten Mal vergeben – damals noch in einer angemieteten Halle. Doch bereits fünf Jahre später erhielt die Stiftung eine Einladung, den anfangs belächelten Preis im schwedischen Reichstag zu verleihen.
Dort werden die Preisträger seither jedes Jahr ausgezeichnet – nur wenige Tage, bevor die Nobelstiftung ihre Preise vergibt.
Eine internationale Jury entscheidet, wer den Preis zugesprochen bekommt. Bis zum Jahr 2019 erhielten 178 Menschen und Organisationen aus 70 Ländern den Right Livelihood Award.
Der Preis
Die Preisträger erhalten zusammen mit der Auszeichnung Geld. Die Summe ist nicht ganz so hoch wie beim richtigen Nobelpreis, sie steigt jedoch von Jahr zu Jahr.
2015 vergaben die Initiatoren 3 Millionen Euro, die sie unter den Preisträgern aufteilten. Das Geld steht ihnen nicht für persönliche Zwecke zur Verfügung, sondern soll ihre Arbeit unterstützen.
Die ursprüngliche Stiftungssumme ist längst aufgebraucht. Heute finanzieren private Spender den "Right Livelihood Award". Außerdem verleiht die Jury fast jedes Jahr einen undotierten Ehrenpreis.
Die Wirkung
Viel wichtiger als das Geld ist, dass viele der bislang unbekannten Preisträger internationale Bekanntheit erlangen und deshalb für ihre Arbeit Anerkennung bekommen.
Einige Preisträger schützt die plötzliche Bekanntheit gar vor Verfolgung. Denn oft machen sich die Preisträger mit ihren Projekten unbeliebt, beispielsweise wenn es um Menschenrechte, Umweltschutz und ähnliche Themen geht.
Die Aufmerksamkeit trägt auch dazu bei, dass praktische Problemlösungen bekannt werden, die sich andernorts anwenden lassen.
Die Kandidaten
Noch ein wesentlicher Punkt unterscheidet den Alternativen Nobelpreis von seinem Namensvetter: Jeder hat das Recht, einen anderen Menschen oder eine Organisation für den Preis vorzuschlagen. Dadurch erhalten auch wenig bekannte Projekte aus Entwicklungsländern eine Chance auf den Preis.
Die Richtlinien für die Einreichung sind auf der Website der Stiftung veröffentlicht. Jährlich werden rund 100 Kandidaten vorgeschlagen. Mitarbeiter der Stiftung prüfen die Vorschläge und geben sie dann an die internationale Jury weiter.
Einer der wenigen Menschen, die keine Vorschläge machen dürfen, ist der Gründer Jakob von Uexküll selbst. Er ist Mitglied der zwölfköpfigen Jury, die ausschließlich über die Vergabe des Preises an einen oder mehrere Kandidaten entscheiden darf.
Die Preisträger
Zu den ersten Preisträgern im Jahr 1980 gehörte der US-Amerikaner Stephen Gaskin. Er wurde für seine Hilfsorganisation "Plenty International" ausgezeichnet, mit der er Bedürftige in den USA und anderen Ländern unterstützt.
Zweiter Preisträger war der ägyptische Architekt Hassan Fathy. Er wurde für seine traditionellen Lehmziegelhäuser geehrt, die auch für arme Menschen erschwinglich sind.
In den folgenden Jahrzehnten gab es Auszeichnungen unter anderem für Forschungen zu Ursachen des Hungers, für vorbildliche Bildungsmodelle, die Bewahrung genetischer Ressourcen in der Landwirtschaft der Dritten Welt, für Freiheits- und Menschenrechtskämpfer und vieles mehr.
Unter den Preisträgern finden sich – im Unterschied zum Nobelpreis – viele Frauen sowie viele Menschen und Organisationen, deren Namen bis zur Ehrung kaum bekannt waren.
Dennoch erhielten seit Beginn auch zahlreiche Prominente die Auszeichnung, meist den undotierten Ehrenpreis.
Zu ihnen gehörten die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren, die deutsche Grünen-Politikerin Petra Kelly, der Solarenergie-Experte Hermann Scheer, der Zukunftsforscher Robert Jungk sowie Bianca Jagger für ihren Einsatz für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz.
Eine besondere Preisträgerin ist die kenianische Wissenschaftlerin Wangari Maathai: 1984 erhielt sie für die Gründung des Aufforstungsprojekts "Green Belt Movement" den Alternativen Nobelpreis. Genau 20 Jahre später durfte Maathai erneut nach Stockholm reisen.
Dieses Mal bekam sie für ihren Einsatz für "nachhaltige Entwicklung, Frieden und Demokratie" die weltweit renommierteste Auszeichnung: den Friedensnobelpreis.