Astronom, Navigator und Kartograf James Cook
James Cook wird 1728 im britischen Yorkshire geboren und wächst in einfachen Verhältnissen auf. Nach seinem Besuch der Dorfschule beginnt er 1746 im Hafen von Whitby beim Schiffseigner John Walker eine Lehre als Matrose der Handelsmarine. Bei Walker steigt Cook vom Lehrling zum Unteroffizier auf und lernt die Navigation von Schiffen.
1755 schließt er sich der Königlichen Marine (Royal Navy) an. Während vieler Patrouillen-Fahrten im Siebenjährigen Krieg lernt er, Küstenlinien im Nordatlantik zu vermessen und zu kartografieren, das heißt, sie auf Land- und Seekarten aufzunehmen. Später wird der Brite beauftragt, die Flüsse und Küsten von Neufundland erstmals zu verzeichnen. Somit gibt James Cook bis 1767 vielen kanadischen Orten ihren heutigen Namen.
Aufmerksamkeit bei der Londoner Wissenschaftsgesellschaft Royal Society erregt Cook durch seine Kenntnisse in Astronomie: 1766 beobachtet er eine Sonnenfinsternis von einer Insel bei Neufundland und vergleicht seine Ergebnisse mit den Beobachtungen desselben Himmelsereignisses von Oxford aus.
Dadurch wird es möglich, die geografisch exakte Länge der Insel zu bestimmen. Die Royal Society befindet den Forschenden nun für äußerst sachkundig als Kartografen, Seenavigator sowie Astronom und ernennt ihn zum Leiter einer wissenschaftlichen Entdeckungsfahrt in den Pazifik.
Cook-Denkmal auf Neufundland/ Kanada
Geheimer Auftrag der britischen Krone: Land und Bodenschätze
Am 26. August 1768 bricht James Cook mit dem Ziel Tahiti in eine Welt auf, eine Insel, die den Europäern bis dahin weitgehend unbekannt ist. Er zeichnet die erste Seekarte des Pazifiks, die in weiten Teilen noch heute Bestand hat. Bis zu seinem Tod bereist der Seefahrer Neuseeland, die Ostküste Australiens sowie zahlreiche Südsee-Inseln und kartiert ihre geographische Lage exakt.
Die erste von drei großen Seereisen des James Cook wird von der Royal Society und der Admiralität getragen, also der Kommandobehörde der Marine. Cooks wissenschaftlicher Auftrag besteht darin, von Tahiti aus den so genannten Venustransit zu beobachten – also den Vorgang, bei dem sich der Planet Venus vor die Sonne schiebt. Mit Hilfe der astronomischen Messung des Venustransits soll die Entfernung zwischen Sonne und Erde berechnet werden. Tatsächlich kann der französische Astronom Jérôme Lalande später anhand von Cooks Daten den Abstand zwischen Sonne und Erde bestimmen.
Aus heutiger Sicht entscheidender aber sind die Befehle der Marine, die Cook in einem versiegelten Umschlag erhält. Sie beauftragen den Expeditionsleiter, neue Landmassen und den schon lange vermuteten Südkontinent zu suchen und bislang unentdeckte Küstenlinien zu vermessen.
Zudem soll der Seefahrer nach Minen und Bodenschätzen Ausschau halten sowie Bodenproben entnehmen. Auch Samen von Bäumen, Früchten und Getreiden soll er mitbringen. Dabei begleiten Cook einige einflussreiche Naturforscher seiner Zeit wie der Botaniker Joseph Banks. Auch ist der naturhistorische Zeichner Sydney Parkinson mit an Bord der berühmten "Endeavour". Parkinson erstellt während der Reise zahlreiche Skizzen von den indigenen Bewohnern und Begegnungen mit ihnen.
Logbuch von James Cook
Auf der Suche nach der Nord-West-Passage
Die zweite Reise Cooks (1772-1775) hat das Ziel, die Existenz eines seit fast 200 Jahren vermuteten Südkontinents als Gegengewicht zum Nordpol endgültig zu klären. Während der Reise umsegeln Cook und seine Mannschaft mit ihren Schiffen "Resolution" und "Adventure" den Südpol. 1774 kommen somit die Europäer zum ersten Mal in Kontakt mit dem Rand des antarktischen Eisschildes. Es folgt die entscheidende Erkenntnis: In diesem Teil des Ozeans existiert keine bewohnbare Landmasse.
Die dritte Expedition von 1776 bis 1779 gilt der Suche einer schiffbaren Meeresroute zwischen Nordatlantik und Nordpazifik. Eine solche Nord-West-Passage soll einen kürzeren Handelsweg zwischen den Häfen Europas und Ostasiens schaffen.
Von dieser Expedition kehrt Cook jedoch nicht mehr zurück. Im November 1778 geht er im heutigen Hawaii an Land. Die Bewohner sind ihm und seiner Mannschaft zunächst freundlich gesonnen. Doch als die Europäer aus Unwissenheit gegen Stammesgesetze verstoßen, wird Cook von den Insulanern getötet und zerstückelt.
Das Schiff "Resolution" im antarktischen Eis
War Kapitän Cook Freund oder Feind der indigenen Bewohner?
James Cook und seine Mannschaft begegnen während ihrer Reisen den Ureinwohnern zunächst ohne Gewalt, sondern mit Interesse an ihren andersartigen Lebensformen und Ritualen. Dazu sind sie von der Admiralität (Kommandobehörde der Marine) angewiesen.
In Cooks Anweisungen heißt es: "Geisteskraft, Temperament, Gesinnung und Anzahl der Eingeborenen, so es welche gibt, festzustellen und sich mit allen gebührlichen Mitteln darum zu bemühen, Freundschaft und Bündnis zu pflegen". Das brutale Vorgehen spanischer Eroberer wie Kolumbus in Südamerika verpönen viele Briten als Skrupellosigkeit anderer Nationen und nicht zeitgemäß.
Von friedlichen Beobachtungen zeugen Cooks Tagebücher ebenso wie viele detaillierte Zeichnungen. Der Entdecker betrachtet die Ureinwohner zwar nicht als ebenbürtig, schreibt aber fasziniert in sein Tagebuch: "In Wirklichkeit sind sie weit glücklicher als wir Europäer. Sie befinden sich in völliger Unkenntnis der überflüssigen wie der notwendigen Annehmlichkeiten, welchen das höchste Streben der Europäer gilt, und sie sind glücklich durch ihr Unwissen."
Auf Tahiti kommt es zu ausgedehnten freundschaftlichen Kontakten mit den Insulanern. Als Cook Neuseeland erreicht, begegnen die dort lebenden Maori ihm und seiner Mannschaft zunächst mit Skepsis und schicken Kanus mit bewaffneten Kriegern. Es gibt einige Zwischenfälle: Die Briten greifen zu ihren Schusswaffen und es sterben mehrere Landbewohner, und auf Cooks zweiter Reise werden einige seiner Männer von Kannibalen getötet. Doch danach wird mit einzelnen Stämmen Frieden geschlossen und Tauschhandel begonnen.
James Cooks Landung auf den Neuen Hebriden 1774
Australien wurde besetzt, nicht "entdeckt"
Zu Ehren von James Cook gibt es bis heute an fast allen Orten, die er bereist hat, Widmungen in Form von Statuen oder Namensgebungen. So sind etwa die Cookinseln im südlichen Pazifik nach ihm benannt. Aber ist diese Verehrung durch die weiße, europäisch-stämmige Bevölkerung gerechtfertigt? Das wird kontrovers diskutiert.
Klar ist: Cook hat weder Australien noch Neuseeland als erster Europäer entdeckt. Beide wurden bereits im 17. Jahrhundert von Niederländern betreten und auf Karten als Neu-Holland bezeichnet. Was Cook anders machte: Er schaffte Fakten, ließ eine Fahne schwenken und nahm die Landmassen für sein Königreich in Besitz. Dass Neuseeland und Australien seit Jahrtausenden besiedelt und von der Kultur der Maori und Aboriginals geprägt waren, interessierte ihn dabei nicht.
Mit seinem Handeln verübte der Seefahrer den für seine politische Zeit üblichen Landraub und schaffte so die Voraussetzung für die britische Besiedlung. Diese setzte er allerdings nicht mehr selbst um.
Das geschah erst unter Kapitän Arthur Phillip, neun Jahre nach Cooks Tod. Phillip ging mit seiner Mannschaft am 26. Januar 1788 im heutigen Sydney an Land und errichtete die erste Kolonie. Für sie wurden britische Strafgefangene nach Australien gebracht. Dort lebten sie weiterhin in Gefangenschaft, mussten aber für die Besiedlung Australiens arbeiten, zum Beispiel indem sie Bäume fällten. Vertreibung, Mord und rassistisch motivierte Gewalt an den indigenen Bewohnern begannen.
Dennoch wird der australische Nationalfeiertag "Australia Day" bis heute am 26. Januar begangen. Mit ihm wird der Ankunft von Kapitän Phillip und den ersten europäischen Siedlern in Australien gedacht. Der Jahrestag steht allerdings in der Kritik und seine Gegner nennen ihn "Invasionstag".
James Cook nimmt New South Wales/ Australien in Besitz der britischen Krone
(Erstveröffentlichung 2023. Letzte Aktualisierung 06.02.2023)
UNSERE QUELLEN
- Nicholas Thomas (Hrsg.): "Um die Welt mit James Cook. Die illustrierten Entdeckungsfahrten." wbg Theiss in Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2018
- Framer, William und Laura Walker: "James Cook. Die Reisen." Gerstenberg Verlag, London, 2018
- Schifffahrtsmuseum, Nordhorn: "James Cook"
- Australian Museum: "James Cook. Man, mariner, myth or monster?"
- British Library: "An indigenous Australian perspective on Cook's arrival"
- British Library: "18th-century voyages for the Northwest Passage"
Quelle: WDR