Schifffahrt

Geschichte der U-Boote

Das erste U-Boot der Welt war nur zweieinhalb Meter lang und wurde im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ab 1776 eingesetzt.

Von Sabine Kaufmann

Die Anfänge

Der Amerikaner David Bushnell konstruierte um 1775 das erste U-Boot der Welt, das je im Kampf benutzt wurde. Es war 2,5 Meter lang, zwei Meter hoch und knapp einen Meter breit – also so klein, dass nur ein Mann darin Platz hatte.

Die "Turtle" ("Schildkröte"), die im Wesentlichen aus Eisen und Eichenholz bestand, war das erste U-Boot, das eine längere Tauchfahrt unter Wasser absolvierte. Angetrieben wurde sie durch Handkurbeln, die wiederum Schrauben an der Außenwand des Bootes in Bewegung setzten.

Da es noch keine Möglichkeit gab, frischen Sauerstoff zuzuführen, blieben die Tauchgänge zeitlich begrenzt. Mehr Atemluft, als sich in der Kapsel befand, stand dem ersten U-Boot-Fahrer nicht zur Verfügung.

Modell der Turtle | Bildquelle: Interfoto

Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wurde das Tauchboot 1776 erstmals eingesetzt. Die "Turtle" sollte unter ein englisches Kampfschiff tauchen und eine Bombe am Rumpf des Schiffes anbringen. Doch dieser Versuch misslang und das Tauchboot wurde entdeckt. In einem waghalsigen Manöver gelang dem Fahrer der Turtle jedoch die Flucht.

Erste deutsche U-Boote

Amerikaner und Deutsche arbeiteten im 19. Jahrhundert eifrig an der Weiterentwicklung der U-Boot-Technik. Der bayerische Artillerie-Unteroffizier Wilhelm Bauer entwickelte 1850 angesichts des deutsch-dänischen Krieges das erste deutsche Tauchboot. Auch dieses Boot wurde mit Muskelkraft angetrieben.

Allerdings lief das Boot bei der Abnahmefahrt im Kieler Hafen mit Wasser voll und sank. Ein zweiter deutscher U-Boot-Konstrukteur war Gustav Winkler. Seine Pläne eines knapp über der Wasseroberfläche fahrenden Bootes wurden allerdings nie umgesetzt. Den Durchbruch in der U-Boot-Technik brachten Dieselmotoren, die seit Ende des 19. Jahrhunderts die U-Boote antrieben.

Größtes Hindernis dabei waren die Abgase, die die laufenden Dieselmotoren erzeugen. Die Boote waren gezwungen nah an der Wasseroberfläche zu fahren, um über den Schnorchel die Abgase gegen Frischluft austauschen zu können. Besonders tief und lange konnten diese ersten U-Boote noch nicht tauchen.

Einsatz im Ersten Weltkrieg

Viele europäische Nationen wie die Schweden, Norweger und Russen begannen um 1900 bereits eine eigene U-Boot-Flotte aufzubauen. Den ersten großen militärischen Einsatz hatten U-Boote während des Ersten Weltkrieges. Neben den Amerikanern war es vor allem die britische Royal Navy, die die Zahl ihrer U-Boote vergrößerte und im Ersten Weltkrieg zum Einsatz brachte.

Das erste U-Boot, das nach mehreren Testfahrten in Deutschland in den Dienst der kaiserlichen Marine gestellt wurde, war die U1. Auffallend ist, dass die U-Boote keine Namen hatten, sondern durchnummeriert wurden. Diese Anordnung stammte von Kaiser Wilhelm II. Der Kaiser empfand die U-Boote als unritterliche Waffe, da sie sich in seinen Augen unbemerkt an Schiffe heranschlichen und sie quasi hinterrücks zerstörten.

Das Passagierschiff "Lusitania" wurde 1915 von einem deutschen U-Boot versenkt | Bildquelle: akg

Ein katastrophaler Höhepunkt im U-Boot-Krieg des Ersten Weltkrieges war der Beschuss des amerikanischen Passagierschiffes Lusitania. Am 7. Mai 1915 erreichte die Lusitania, die auf der Strecke zwischen New York und Liverpool unterwegs war, die Südküste Irlands. Dort wurde sie gegen Mittag von dem deutschen U-Boot U 20 beschossen und versenkt. Die deutsche Kriegsführung wollte die englische Handelsmacht schwächen und Kriegsgerät, das sich an Bord befand, vernichten. Von den 2000 Menschen an Bord der Lusitania starben damals 1200.

Einsatz im Zweiten Weltkrieg

Noch viel mehr Menschen starben bei den U-Boot-Schlachten im Zweiten Weltkrieg. In den ersten Kriegsjahren versenkte die deutsche U-Boot-Flotte Frachtschiffe, die sich auf dem Weg nach England befanden. Ziel war es, die britischen Inseln von jedem zivilen und militärischen Nachschub abzuschneiden.

Der Erfolg der deutschen U-Boote zu Beginn des Krieges beruhte im Wesentlichen darauf, dass sie unentdeckt von den Alliierten operieren konnten. Im Verlauf des Krieges wurde die deutsche U-Boot-Flotte jedoch vom Jäger zum Gejagten. Die U-Boot-Schlacht verlagerte sich in den Nordatlantik und wurde immer blutiger.

Amerikanischer Offizier am Periskop eines US-Unterseeboots, 1942 | Bildquelle: akg

Durch die Weiterentwicklung der Radar- und Sonartechnik konnten die Alliierten mehr und mehr deutsche U-Boote enttarnen. Auch gelang es den Briten Ende 1942, den deutschen Geheimcode Enigma zu dechiffrieren und die Funksprüche der deutschen U-Boot-Flotte mitzuverfolgen.

Eine genaue Ortung der deutschen U-Boote wurde dadurch möglich. Aufgrund der noch wenig ausgereiften U-Boot-Technik waren die deutschen U-Boote gezwungen, oft über Wasser zu fahren. Damit wurden sie ein leichtes Ziel für alliierte Flugzeuge, die die deutschen U-Boote aus der Luft bombardierten und versenkten. Ebenso torpedierten britische und amerikanische Zerstörer die U-Boote mit Wasserbomben.

Die Opferzahlen deutscher U-Boot-Fahrer stiegen dramatisch an. Drei von vier U-Boot-Fahrern ließen im Krieg ihr Leben. Technisch waren die Deutschen den Alliierten unterlegen. Ihr Bemühen mit dem Knowhow der Alliierten gleichzuziehen, blieb für den Ausgang des Krieges bedeutungslos.

Vom Kalten Krieg bis heute

Die technische Herausforderung im U-Boot-Bau zielte nach dem Zweiten Weltkrieg darauf ab, die Tauchzeit der U-Boote zu verlängern. Je länger ein U-Boot ohne Außenluft auskommen kann, desto geschützter ist es. Die Tauchtiefe spielte bei der U-Boot-Entwicklung eine eher untergeordnete Rolle.

Normale Tauchfahrten absolviert ein U-Boot bei einer Tiefe von 20 bis 30 Metern. Einen Quantensprung in der Technik stellte der Bau von Atom-U-Booten dar. Neben Franzosen und Engländern waren es im Wesentlichen Amerikaner und Russen, die während des Kalten Krieges die Rüstungsspirale vorantrieben und ihre Atom-U-Boot-Flotte ausbauten.

Atom-U-Boote verfügen durch den Antrieb mit Atomreaktoren, die sich an Bord befinden, über eine unbegrenzte Energiequelle. Deshalb können sie wochenlang abtauchen, ohne neue Energieressourcen an Bord nehmen zu müssen.

Die U33 der Bundesmarine besitzt einen Brennstoffzellen-Antrieb | Bildquelle: dpa