Frösche und Kröten
Der Ochsenfrosch
In Europa wurde der nordamerikanische Ochsenfrosch hauptsächlich für die Gastronomie eingeführt. Dann wurden einige Tiere von ihren Besitzern einfach im nächsten Tümpel ausgesetzt. Inzwischen sind sie ein Problem für die heimische Flora und Fauna.
Von Kerstin Eva Dreher und Tobias Aufmkolk
Steckbrief Ochsenfrosch
Der Ochsenfrosch (Rana catesbeiana) ist ein ausgeprägter Einzelgänger. Mit ihren bis zu zwei Kilometer weit hörbaren Rufen locken die Männchen während der Laichzeit die Weibchen an und grenzen akustisch ihr Revier ab.
Der Name "Ochsenfrosch" bezieht sich auf das dumpfe Brüllen, das an den Ruf eines Ochsen erinnert. Ochsenfrösche sind an der Oberseite braun bis olivgrün gefärbt, die Unterseite ist hell mit dunklen Flecken.
Ochsenfrösche sind Einzelgänger
Fortpflanzungsfreudiger Vielfraß
Ochsenfrösche sind nach zwei bis vier Jahren geschlechtsreif. Die Fortpflanzungsaktivität setzt bei Wassertemperaturen zwischen 17 und 21 Grad Celsius und bei Lufttemperaturen um 28 Grad Celsius ein. Die Männchen rufen aber schon bei einer deutlich kühleren Witterung. Im Gegensatz zu den einheimischen Arten kann sich die Laichperiode des Ochsenfrosches bei uns bis weit in den Hochsommer ausdehnen.
Der Laich eines großen Weibchens enthält bis zu 25.000 Eier, er wird in großen Klumpen freischwimmend auf der Wasseroberfläche in Ufernähe abgelegt. Die Kaulquappen schlüpfen bereits nach vier bis acht Tagen aus den Eiern. Die anschließende Entwicklung zum Jungfrosch kann sich bis zu drei Jahren hinziehen.
Schon als Kaulquappen erweisen sie sich als unersättlich. Ausgewachsene Ochsenfrösche fressen alles, was sie überwältigen können: Insekten, Regenwürmer, Panzerkrebse, Schnecken, kleinere Frösche, Schlangen, Schildkröten und Eidechsen, Fische, Vögel und andere Kleintiere gehören zu ihrer Speisekarte.
Bedrohung heimischer Amphibien
In mehreren Gewässern nördlich von Karlsruhe wurden im Sommer 2001 erstmals einige Tausend Kaulquappen und Jungtiere des Ochsenfrosches entdeckt. In Baden-Württemberg ist zu befürchten, dass eine weitere Ausbreitung des Ochsenfrosches in der Oberrheinebene zu einer erheblichen Dezimierung der ohnehin vielfältig bedrohten einheimischen Amphibienbestände führen wird.
Auch ein aktives Abwandern der einheimischen Grünfrösche aus ihrem ursprünglichen Lebensraum ist belegt. In den vom Ochsenfrosch besiedelten Laichgewässern bei Karlsruhe fehlen inzwischen Kaulquappen der einheimischen Amphibienarten fast völlig. Mittlerweile werden Gewässer in dieser Region regelrecht nach den Ochsenfröschen abgesucht. Die Tiere werden gefangen und getötet.
Andere Länder, andere Plagen
In Australien findet sich das wohl bekannteste Beispiel einer unkontrollierten Ausbreitung: Die Aga-Kröte, die 1936 zur Bekämpfung des Zuckerrohrkäfers eingeführt wurde, macht sich breit.
Aufgrund der idealen Bedingungen vermehren sie sich binnen weniger Jahre um das Millionenfache. Ein einziges Weibchen legt bis zu 30.000 Eier. In manchen Regionen Australiens ist die Anzahl der Tiere zehnmal so hoch wie in ihrem eigentlichen Lebensraum in Venezuela.
Die Aga-Kröte verbreitet sich rasend schnell auf dem gesamten Kontinent. Etwa 40 Kilometer pro Jahr schreitet ihr Verbreitungsgebiet voran. Die Ursprungspoluation wurde 1936 im nordöstlichen Bundesstaat Queensland freigesetzt. Im Jahr 2010 erreichten die ersten Kröten den gut 2500 Kilometer entfernten Nordwesten des Landes.
Mittlerweile bedroht die Aga-Kröte, die in ihren Drüsen ein giftiges Sekret speichert, auch den ganz im Norden liegenden Kakadu-Nationalpark. Sämtliche Versuche den Vormarsch der Tiere zu stoppen sind bislang gescheitert – auf Kosten der heimischen Arten!
Die Aga-Kröte macht Australien unsicher
Quelle: SWR/WDR | Stand: 15.10.2020, 14:40 Uhr