Rechtzeitige Vorwarnung
Der Vater der Tornado-Forschung war ein deutscher Geologe: Alfred Wegener. Wegener, der auch die Drift der Kontinente richtig erkannte, erforschte die Wind- und Wasserhosen schon Anfang des 20. Jahrhunderts.
Während die Tornadoforschung in Deutschland danach einschlief, erwachte das Interesse daran in den USA: Immer wieder kamen durch tobende Twister Menschen ums Leben und die Sachschäden gingen in die Millionen.
1964 wurde das "National Severe Storm Laboratory" (NSSL) gegründet. Dort bündelt sich bis heute die Erforschung der schweren Gewitterzellen und der Tornados. Das oberste Ziel der Forscher: Menschenleben retten, rechtzeitig warnen!
Dabei wird um jede Minute Vorwarnzeit gekämpft. Entscheidendes Hilfsmittel dabei: das "Dopplerradar on wheels" (DOW) – also Radarsysteme, montiert auf schweren Trucks.
Das Dopplerradar erkennt verdächtige Echos von Regentröpfchen im Inneren der Wolken. Erinnert das Radarbild an einen Haken, verrät das einen Twister, der sich gerade bildet. Das Problem: Nicht alle Killertornados zeigen den entlarvenden Radarhaken.
So sah Hurrikan "Irma" auf dem Radarbild aus
Das Radarbild verrät eine weitere entscheidende Größe. Die Forscher sehen, wie schnell sich die Regentröpfchen bewegen und errechnen daraus die Drehgeschwindigkeit des Wirbelsturms. Daraus können sie abschätzen, mit welcher Wucht der Twister losschlagen wird. Diese Technik entwickeln sie ständig weiter.
Noch bis in die 1980er-Jahre überraschten Killertornados die ahnungslosen Opfer, eine Warnung gab es nicht. Heute bleiben im Schnitt 20 Minuten Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen.
Für die Zukunft hoffen die Forscher, den Tornados über verräterische abgestrahlte Schallwellen auf die Schliche zu kommen. Der Vorteil: Diese Messungen könnten sie aus 200 Kilometer Entfernung vornehmen – ohne Lebensgefahr.
Ehrenamtliche Unwetterbeobachter
Zweites Standbein der Vorhersage: die "Tornado-Spotter" oder "Stormchaser", zu Deutsch: Sturmjäger. Das sind ehrenamtliche Beobachter, die sich für Unwetter begeistern und sich bei Hagel, Blitz und schweren Gewittern am liebsten ins Auto setzen und mitten in das Unwetter hineinfahren – immer in der Hoffnung, einen Tornado zu erleben.
Ihre Hilfsmittel sind Unwettervorhersagen im Internet und Handy oder Videokamera. Ihre aktuellen Sichtungen melden sie direkt und verbessern so die Kurzfrist-Vorhersage.
Als sich die Stormchaser-Bewegung in den 1970ern in den USA bildete, waren die Hintergründe ernst: Sie wollten die Zusammenarbeit der Wetterwarndienste und der kleinen Gemeinden verbessern. Das Ziel: die Twister früher zu erkennen und so Menschenleben zu retten. Die Spotter schlossen sich zum Verband "Skywarn" zusammen.
Das System funktioniert bis heute, der nationale Wetterdienst bildet Spotter in Extra-Kursen quer durch die USA aus. In Deutschland wurde 2003 ebenfalls ein Skywarn-Verein gegründet.
Ein Traum für Tornadojäger in Kansas
(Erstveröffentlichung 2004, letzte Aktualisierung 07.09.2017)
Quelle: SWR