Waldameisen gehören in Mitteleuropa zu den auffälligsten Insekten. Ihre Hügelnester können sich über mehrere Meter ausdehnen und fallen dem Spaziergänger sofort auf. Die Architektur dieser Ameisenhaufen ist jedoch nicht immer gleich. Mal ist er ganz flach, mal ist er ganz hoch und spitz aufgebaut.
Die Höhe des Baus hängt mit der Außentemperatur beziehungsweise der durchschnittlichen Sonneneinstrahlung zusammen. Waldameisen sind sehr wärmeliebend. Sie bauen ihre Nester in die Höhe, damit der Bau eine große Oberfläche hat und dadurch viel Sonnenlicht tanken kann. Je höher ein Ameisenhaufen ist, desto mehr Fläche kann von der Sonne bestrahlt und aufgeheizt werden.
Das Resultat: Im Nest ist es angenehm warm. Da in den nördlichen Regionen Mitteleuropas die durchschnittlichen Temperaturen relativ niedrig sind, bauen Ameisen ihre Bauten in die Höhe, um mehr Sonne abzubekommen. Im wärmeren Süden ist das nicht nötig. Die dort lebenden Verwandten bauen ihre Nester deutlich flacher.
Die Hoch- und Flachbauweise vom Ameisenhaufen lässt sich aber auch an unterschiedlichen Standorten in ein und derselben Region beobachten: An sonnigen Hängen werden die Haufen eher niedrig und flach gebaut, in schattigen Wäldern eher hoch und steil.
Die Haufennester sind ideale Wärmespeicher. In der Zeit von April bis Oktober herrschen hier Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Als natürliche Heizung dient neben der Sonneneinstrahlung auch die Vermoderungswärme des Nestmaterials und die Stoffwechselwärme der Ameisen.
Allerdings kann es den Waldameisen auch zu warm werden. Dann bauen sie eine Klimaanlage in ihr Nest ein: Sie öffnen ihren Bau an mehreren Stellen und lassen die alte Luft entweichen.
Im Winter ist es im Ameisenbau relativ kalt. Durch die gute Isolierung des Nests sinkt die Temperatur jedoch nicht in den für Waldameisen tödlichen Bereich von weniger als minus 10 Grad Celsius.
Um den Bau im Frühjahr möglichst schnell wieder aufzuheizen, bringen die Ameisen zusätzlich Wärme von außen ein: Sie nehmen zuerst ein ausgiebiges Sonnenbad, heizen damit ihren dunklen Körper auf und geben die Wärme dann im kalten Nest wieder ab.
(Erstveröffentlichung 2004, letzte Aktualisierung 17.03.2020)
Quelle: SWR