Ein Wolf auf felsigem Untergrund im Wald.

Schäferei

Bedrohungen und Schutz von Schafen

Wolf, Luchs und Bär galten in Deutschland als ausgerottet, doch nun kehren sie zurück. Ihre Rückkehr stellt auch die Schäfer vor neue Herausforderungen.

Von Catharina Clausen

Rückkehr der Großräuber

Während der Luchs in der Regel als Einzelgänger unterwegs ist und man die scheuen Tiere nur sehr selten in der freien Natur zu Gesicht bekommt, gibt es mittlerweile wieder gesicherte Vorkommen im Bayerischen Wald, Schwarzwald, Pfälzerwald oder Harz.

Rund 130 Wolfsrudel leben heute nach Angaben des Naturschutzbundes NABU wieder in Deutschland, dazu kommen 35 Paare und zehn Einzeltiere (Stand: 2020).

Wölfe und Luchse können für Schafe eine Bedrohung darstellen. Rund 3500 Nutztiere wurden zwischen 2002 und 2016 von Wölfen gerissen – mehr als 85 Prozent davon waren Schafe.

Dabei wecken solche Nachrichten zwangsläufig auch Emotionen: Während die Rückkehr der Raubtiere bei Artenschützern und Tierfreunden meist auf positives Echo stößt, gibt es bei Viehhaltern und Jägern auch besorgte Stimmen.

So entstehen Konflikte. Denn die Großräuber wurden nicht nur als Jagdobjekte ausgerottet, sondern auch als Konkurrenten und aus Angst. Sie sind heute zudem unter Schutz gestellt.

Angriffe auf Schafe durch Kolkraben

Ein weiteres Tier, von dem man Angriffe auf Schafe nicht unbedingt erwartet, ist der Rabe. Auch wenn die Tiere Aasfresser sind, gelten die Angriffe auf Schafe und andere Nutztiere nicht unbedingt der Nahrungsaufnahme, denn die Rabenvögel fügen den Tieren oftmals lediglich schwere Verletzungen zu.

Besonders auf der Schwäbischen Alb kam es deshalb in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten, insbesondere wenn Nutztierhalter eine Abschusserlaubnis forderten. Denn auch der Rabe steht wie Großraubtiere Wolf, Bär und Luchs in Deutschland unter Schutz.

Verhaltensforscher gehen mitunter davon aus, dass es sich bei diesen Vorfällen um Imponiergehabe handelt und suchen gemeinsam mit dem Land nach Lösungen, wie zum Beispiel verstärktem Schutz oder dem testweisen Einsatz von "Brechmitteln" zur Abschreckung der Tiere.

Die Bundesländer haben mittlerweile darauf mit der Einführung von Management-Plänen und Ausgleichsfonds reagiert. Außerdem gibt es Förderungen für Schutzmaßnahmen, zum Beispiel für den Einsatz von Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden.

Fliegender Rabe am grauen Himmel

Auch Kolkraben können Schafen gefährlich werden

Herdenschutzhunde und Hütehunde

Anders als der flinke und lebendige Hütehund, der vor allem als verlängerter Arm des Schäfers die Herde treiben und zusammenhalten soll, werden Herdenschutzhunde zum Schutz der Schafherde vor Bedrohungen wie Raubtieren, aber auch Menschen und Hunden eingesetzt.

Die Ausbildung der Hütehunde unterscheidet sich wesentlich von den Schutzhunden, wie auch ihr Charakter und Aussehen. Für Hütehunde werden sehr aufmerksame, agile und eher mittelgroße Rassen wie Border Collie oder Australian Shepherd eingesetzt, die voll und ganz auf ihren Herrn oder ihr Frauchen fixiert sind, zuverlässig Kommandos ausführen und den ganzen Tag und über weite Strecken in Bewegung sein können.

Im Kontrast dazu wird der Herdenschutzhund so aufgezogen, dass er sich als ein Mitglied seiner Herde sieht und diese vor möglichen Bedrohungen beschützt. Mit einem solchen Aufpasser kann der Schäfer seine Herde auch mal in kritischen Momenten unbeaufsichtigt lassen, zum Beispiel in der Nacht oder in den Bergen, wo die Tiere möglichen Feinden ausgesetzt sind.

Um einen sicheren Schutz zu gewährleisten, werden vor allem große, kräftige und imposante Hunderassen wie der Französische Pyrenäenberghund oder der Maremmano Abruzzese eingesetzt, die sich zudem aufgrund ihrer ruhigen und unauffälligen Art und ihrer oftmals überwiegend weißen Färbung gut in die Herde einfügen.

Australian Shepherd schaut nach oben

Australian Shepherds sind gute Hütehunde

Quelle: SWR | Stand: 13.02.2020, 17:30 Uhr

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