Entstehung
Es gibt auf der Erde tiefere und engere Täler, aber so berühmt wie der Grand Canyon ist kein anderes. Über eine enorme Fläche erstrecken sich hier die Superlative: einzigartige Felsformationen, grandiose Lichtstimmungen und die gewaltige Ursprünglichkeit der Natur.
Gewaltige Täler hat der Colorado River in das Gestein gegraben. Ein Fluss braucht Angriffsfläche, um solch tiefe Canyons entstehen lassen zu können. Diese Angriffsfläche liefert ihm das Colorado-Plateau.
Vor 40 bis 50 Millionen Jahren wurde das Land durch tektonischen Druck, durch den Zusammenstoß zweier Erdplatten, angehoben. Erstaunlicherweise blieben bei der Erhebung die Gesteinsschichten des Plateaus nahezu unberührt und weiterhin waagrecht gelagert.
Bis vor etwa fünf bis sechs Millionen Jahre war das Colorado-Plateau eine flache Wüste aus Sandstein. Doch dann trieben Schmelzwasserströme die ersten Rinnen in das Land.
Geformt durch die Kraft des fließenden Wassers
Der Colorado River
Jeder Wassertropfen will zurück zum Meer. Aus Kerben und Rinnsalen entstehen imposante Täler und große Wasserläufe. In 3000 Metern Höhe entspringt der Colorado River. Er wird durch das Gefälle förmlich gezwungen, sich einen Weg durch das Gestein zu bahnen.
Immer mehr Wasser versammelt sich im Lauf des Colorado River und durch die hohe Fließgeschwindigkeit reißt der Colorado viele der Erosionswaffen mit sich – Sand, Geröll und Steinsbrocken. Der Fluss entwickelt eine ungezügelte Wildheit, die sich ihren Weg durch das Urgestein sucht. Schicht um Schicht schneidet sich der Colorado River bis ins Grundgestein ein.
Der Colorado River sucht sich den leichtesten Weg durchs Gestein
Der Canyon
Die waagrecht lagernden Gesteinsschichten konnten der Kraft des Wassers unterschiedlich großen Widerstand entgegensetzen. Die weicheren Schichten gaben schneller nach und unterhöhlten die darüber liegenden, harten Gesteinsschichten. Sie blieben stehen und bilden nahezu senkrechte Wände und Überhänge. Es entstanden die berühmten getreppten Hänge, die das Tal des Grand Canyon kennzeichnen.
Die berühmten treppenartigen Hänge des Canyons
North Rim und South Rim
Die beiden Talränder, die den Canyon begrenzen ("North Rim" und "South Rim"), liegen je nach Standpunkt unterschiedlich weit auseinander. Eine Strecke von etwa 30 Kilometern hat das Wasser an der breitesten Stelle aus dem einstigen Plateau gebrochen.
Die meisten Touristen fahren zu einem der Aussichtspunkte des South Rim. Doch nur wenige Touristen bekommen den Fluss, den eigentlichen Urheber dieses gewaltigen Naturschauspiels, überhaupt zu Gesicht.
Denn der Colorado River fließt etwa 1500 Meter unter dem South Rim und ist nur von sehr wenigen Aussichtspunkten zu erblicken. Wanderungen zum Fluss führen durch extreme Hitze und raues Gelände.
Nur wenige Besucher tauchen ein in das Tal des Colorado. Der einst wilde "Gefärbte Fluss" hat mittlerweile jedoch nicht nur an Wildheit, sonder auch an Farbe verloren. Der ziegelrote Staub aus den Bergen und die Kraft des Wassers schwinden an den Staudämmen des Colorado.
An den Staudämmen wird der Colorado River gezähmt
Einzigartiges Naturereignis
Längst steht diese bizarre Schönheit des einzigartigen Ökosystems unter besonderem Schutz. 1919 wurde der Grand Canyon von den Vereinigten Staaten zum Nationalpark gekürt. 1979 nahmen auch die Vereinten Nationen den Grand Canyon ins Unesco-Weltnaturerbe auf.
Jährlich bestaunen etwa fünf Millionen Besucher den Canyon, der in der untergehenden Abendsonne seine schönsten Farben entwickelt. Der etwa 450 Kilometer lange Grand Canyon reicht stellenweise bis zu 1800 Meter tief in die Erde. Das Gestein auf dem Grund des Grabens, unterschiedliche kristalline Schieferarten und rosafarbenes präkambrisches Granit, ist zwei Milliarden Jahre alt.
Der Grand Canyon zieht jedes Jahr Millionen Besucher an
Quelle: SWR | Stand: 16.04.2020, 13:00 Uhr