Schwangerschaft

Gebärmutter

Das Geschlechtsorgan der Frau hat eine ganz besondere Bedeutung: Hier entsteht das Leben. Kein Wunder, dass sich seit Jahrtausenden Mythen um die Gebärmutter ranken.

Von Birgit Amrehn

Steckbrief

"Babytragesack", "Backofen der Frau", "Arbeitsplatz Gottes" – die Theologin Hanna Strack hat etwa 300 solcher Bezeichnungen für die Gebärmutter zusammengetragen. Medizinisch wird die Gebärmutter dagegen mit dem lateinischen Namen bezeichnet: "Uterus".

Sie ähnelt in der Form einer Birne und liegt im Becken der Frau zwischen der Blase und dem Darm. Anatomisch ist die Gebärmutter sehr einfach aufgebaut: Sie besteht aus Muskulatur, die einen Hohlraum im Inneren bildet. Dieser ist mit Schleimhaut ausgekleidet.

Die Gebärmutter besteht aus zwei Abschnitten: dem Gebärmutterkörper mit der Gebärmutterhöhle und dem Gebärmutterhals (Zervix) mit seinen Öffnungen, dem inneren und äußeren Gebärmuttermund. Der innere Muttermund öffnet sich zur Gebärmutterhöhle, der äußere zur Scheide hin.

Die Gebärmutter liegt gut geschützt im Becken der Frau | Bildquelle: Interfoto

Am oberen Teil der Gebärmutter gehen die zwei Eileiter ab – zu jeder Seite einer. Die Hauptaufgabe der Gebärmutter ist es, der befruchteten Eizelle den Raum zu bieten, sich zu einem Kind zu entwickeln.

Vom weiblichen Zyklus bestimmt

Auf diese Funktion bereitet sich die Gebärmutter jeden Monat erneut vor. Der weibliche Zyklus wird ab dem ersten Tag der Regelblutung gezählt. "Lange glaubte man zu Unrecht, dass Frauen mit der Menstruation ein Gift abgeben, das Menotoxin. Dieses Gift bewirke, dass die Marmelade misslingt, der Wein sauer wird oder der Hefeteig nicht aufgeht", erläutert Petra Bentz vom Feministischen Frauen Gesundheits-Zentrum e.V. in Berlin.

Heute weiß man, dass die Regelblutung durch das Ablösen der Gebärmutterschleimhaut entsteht und keinesfalls ein solches Gift absondert.

Der weibliche Zyklus wird vor allem durch die Hormone Östrogen und Progesteron gesteuert. Beide werden in den Eierstöcken produziert. Eine vermehrte Ausschüttung dieser Hormone bewirkt, dass die Gebärmutterschleimhaut neu aufgebaut und gut durchblutet wird. So ist sie bestens darauf vorbereitet, dass sich eine befruchtete Eizelle in ihr einnistet. Geschieht das nicht, sinkt der Hormonspiegel wieder. Die Gebärmutterschleimhaut wird abgestoßen und mit dem Blut aus der Gebärmutter befördert.

Der beschriebene Zyklus wiederholt sich. Er dauert im Durchschnitt meist zwischen 25 und 35 Tagen – das variiert von Frau zu Frau.

Wenn sich kein Ei einnistet, wird die Schleimhaut mit der Monatsblutung abgestoßen | Bildquelle: WDR

Brutstätte neuen Lebens

Nistet sich eine befruchtete Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut ein, signalisiert sie dadurch an die Eierstöcke weiterhin Progesteron auszuschütten. Dadurch wird die Schleimhaut nicht abgestoßen.

Aus einer Anlage der Eizelle entwickelt sich der Mutterkuchen, auch Plazenta genannt. Sie ist ein eigenständiges Organ, das als Schranke das Blut von Mutter und Embryo trennt. Gleichzeitig lässt sie Nährstoffe und Sauerstoff durch und versorgt damit den Nachwuchs.

Mit dem Wachstum des Kindes wächst und dehnt sich die Gebärmutter. Gegen Ende der Schwangerschaft ist sie fast so groß wie zwei Fußbälle und damit etwa 20-mal so groß wie am Beginn der Schwangerschaft.

Bei der Geburt zieht sich die Gebärmutter zusammen. Dieses Zusammenziehen des Gebärmuttermuskels nennen wir "Wehen". Sie helfen, das Kind aus dem Mutterleib auszutreiben.

Nach dem Ende der Schwangerschaft bildet sich die Gebärmutter in der Regel innerhalb von etwa sechs Wochen annähernd auf ihre Ausgangsgröße zurück.

Die Gebärmutter in der Schwangerschaft Planet Wissen 30.01.2024 02:44 Min. UT Verfügbar bis 12.03.2025 WDR

Gebärmuttertransplantation

Nicht jede Frau hat eine Gebärmutter. Manche kommen ohne das Organ auf die Welt, oder es wurde ihnen operativ entfernt. Haben diese Frauen einen Kinderwunsch, kann sich ein großer Leidensdruck entwickeln. Es war daher eine medizinische Sensation, als in Schweden 2014 zum ersten Mal weltweit eine Frau mit einer zuvor transplantierten Gebärmutter ein Kind auf die Welt brachte.

Eine Besonderheit hierbei ist, dass sich selbst ältere Organe zur Transplantation eignen. "Es gab Frauen, die ihre Gebärmutter gespendet haben, die waren bereits in den Wechseljahren. Wenn wir den Uterus dann in eine junge Frau einsetzen, dann bekommt diese nach vier bis sechs Wochen ihre Regelblutung und das Organ funktioniert wieder ganz normal", sagt Professor Sara Y. Brucker von der Universitäts-Frauenklinik in Tübingen.

Brucker hat erstmalig Gebärmuttertransplantationen in Deutschland durchgeführt. 2019 kam dadurch das erste Baby auf die Welt.

Gebärmutter ade? Planet Wissen 30.01.2024 02:13 Min. UT Verfügbar bis 12.03.2025 WDR

Hightech-Gebärmutter

Ein weiteres medizinisches Forschungsfeld soll Frühgeborenen helfen. 2017 berichtete das Team um Alan W. Flake vom Children’s Hospital in Philadelphia (USA) von Tierexperimenten mit künstlichen Gebärmüttern. Diese so genannten Biobags sehen übergroßen Gefrierbeuteln ähnlich. Die Aufgaben der Plazenta übernimmt eine Maschine außerhalb des Beutels.

Bislang experimentierten die Forscher mit extrem früh geborenen Lämmern. Sie ließen sie in der künstlichen Gebärmutter einen Monat heranreifen. Einige der Tiere wuchsen in der Zeit relativ normal heran, öffneten die Augen und bewegten sich altersgerecht. Inwieweit sich ein solcher Biobag in Zukunft für deutlich zu früh geborene Menschenbabys eignen könnte, ist 2020 noch nicht absehbar.

Ein Lamm in einem "Biobag" | Bildquelle: Nature Communications

(Erstveröffentlichung 2019, letzte Aktualisierung 30.09.2020)