Selbstgemachter Dreck
Feinstaub ist ein Produkt der Industriegesellschaft. Diesel- und Benzinmotoren erzeugen durch unvollständige Verbrennung einen großen Teil der Partikel. Wegen der Feinstaubbelastung verkürzt sich die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland schon heute um etwa ein Jahr.
Aber auch der Abrieb von Autoreifen, Bremsen und Straßenbelag sowie Industrieabgase und der Luftverkehr tragen ihren Anteil zur bedenklichen Konzentration ultrafeiner Stäube in der Atemluft bei.
Feinstaub kann ganz unterschiedlichen Ursprungs sein. Was ihn charakterisiert, ist dass die Partikel nicht größer als zehn Mikrometer sind, also gerade mal ein Zehntel der Dicke eines menschlichen Haares. Die für die Lunge gefährlichsten Stäube sind sogar weniger als 2,5 Mikrometer groß.
Die Lunge als Einfallstor für Feinstaub
Feinstaubpartikel sind so klein, dass sie ungehindert bis in die feinsten Verästelungen der Lunge vordringen können – sie gehen dem Reinigungssystem der Lunge einfach durch die Maschen.
Größere Partikel werden schon in der Nase oder in den Bronchien durch feine Härchen und klebrigen Schleim aus der Atemluft herausgefiltert. Feinstaub dringt bis tief in die Lungenbläschen vor und löst dort als Fremdkörper Entzündungen aus.
Menschen, die viel mit Feinstaub in Berührung kommen, haben ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Bei Patienten mit Atemwegserkrankungen verschlimmert sich die Atemnot.
Feinstaub kann die feine Haut der Lungenbläschen sogar durchdringen, wird vom Blut aufgenommen und in andere Organe hineingespült. Durch Partikel, die sich in den Adern festsetzen, steigt auch das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Feinstaubpartikel dringen in die Lungenbläschen ein
Saubere Luft für alle
Um die Feinstaubkonzentration in der Luft zum Schutz der Gesundheit einzudämmen, gelten in der Europäischen Union seit 2015 strengere Grenzwerte. Die Partikelkonzentration darf im Tagesmittelwert 25 Mikrogramm pro Kubikmeter nicht überschreiten.
Seit 2020 beträgt der zulässige Wert maximal 20 Mikrogramm pro Kubikmeter. In vielen Gebieten liegt die Belastung zwischen 30 und 40 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Überschritten werden diese Werte hauptsächlich an stark befahrenen Straßen in den Großstädten. 35 Grenzwertüberschreitungen pro Jahr sind zulässig. Werden diese überschritten, muss die jeweilige Stadt einen verpflichtenden Luftreinhalteplan erstellen. Dieser Plan beinhaltet zukünftige Maßnahmen, um die Feinstaubkonzentration zu verringern.
Viele Städte führten in diesem Zuge sogenannte Umweltzonen ein, in die nur Autos fahren dürfen, die einen geringen Feinstaubausstoß haben. Andere Städte sperren bei Überschreitung der Grenzwerte ganze Straßen für den Lastverkehr.
Zur weiteren Verminderung der Feinstaubbelastung werden zudem Partikelfilter in Dieselfahrzeugen steuerlich gefördert. LKW mit derartigen Filtern müssen weniger Mautgebühren auf deutschen Autobahnen bezahlen.
Das Bundesumweltamt stellt frei zugänglich die Tagesmittelwerte für viele deutsche Städte ins Netz, sodass sich jeder Bürger über die aktuelle Belastung in seiner Gemeinde informieren kann.
Nur mit grüner Plakette darf hier gefahren werden
Quelle: SWR/WDR | Stand: 19.03.2020, 08:15 Uhr