Maria im Koran
Im Islam genießt Maria großen Respekt: Sie ist die einzige Frau, deren Name im Koran erwähnt wird, der heiligen Schrift der Muslime. Außerdem berichtet der Koran sowohl von der Verheißung Gottes als auch von der Geburt Jesu.
Im Koran in Sure 3 wird Maria als die besonders erwählte Frau beschrieben. Sie ist die Mutter von Jesus – der im Islam nicht als Gottes Sohn angesehen wird, aber als einer der großen Propheten. Damit ist seine Mutter Maria das Symbol für die Offenheit der Seele. An ihr, so sagt es Sure 19, zeigt sich die Barmherzigkeit Gottes.
Das Drama der überraschenden Geburt ist vor allem das Drama Marias. Es wird erzählt, wie sich Maria an einen Ort zurückzieht und die Verkündigung Gottes durch einen Gesandten Gottes hört. Selbst die anschließende Geburt mit den Wehen Marias wird ausführlich beschrieben.
Am Ort des ehemaligen Wohnhauses Marias in Ephesus wird Maria sogar von Christen und Muslimen als eine Art Heilige verehrt.
Das Neue Testament und der Koran
Im Hinblick auf die Jungfrauengeburt ist der Koran ähnlich zurückhaltend wie die Bibel. Wichtig ist, dass beide Texte von einer Geistzeugung berichten, auch wenn der Vorgang im Detail ausgespart wird.
Gott wirkt durch die Geburt. Die Umstände der Empfängnis werden ausgespart. Sowohl das Neue Testament als auch der Koran wollen mythologische Szenen einer Gott-Mensch-Zeugung vermeiden, die aus der Antike sehr bekannt und verbreitet waren.
Maria wird im Neuen Testament und im Koran ähnlich beschrieben. Sie ist weder die Vermittlerin des Heils noch eine demütige Frau. Maria ist der Typ eines glaubenden Menschen – sie versteht und sie erlebt, was sie glaubt.
Trotz der Übereinstimmungen darf man aber auch die Unterschiede in den beiden Glaubenstexten nicht übersehen: In der Bibel erhält Maria ihre zentrale Bedeutung durch die heilsgeschichtliche Rolle ihres Sohnes, die im Islam gänzlich fremd ist.
Maria im Judentum
Maria ist eine große Tochter des jüdischen Volkes, sie ist das "weibliche Antlitz" des Judentums, so sieht es der Judaistikwissenschaftler David Flusser. Der Messianismus – also der Glaube, dass ein neuer Messias kommen wird – ist Bestandteil des jüdischen Glaubens, auch schon zur Zeit von Christi Geburt.
Damals warteten die Juden darauf, dass ein jüdischer Messias sein Volk von der römischen Fremdherrschaft befreien und die Heidenvölker bekehren sollte. Allerdings erkennen die Juden diesen Sohn Gottes nicht in Christus. Entsprechend gilt ihnen auch Maria nicht als Mutter Gottes. Miriam, wie Maria im Judentum genannt wird, ist letztendlich eine Frau aus dem jüdischen Volk.
(Erstveröffentlichung 2012. Letzte Aktualisierung 17.12.2019)
Quelle: SWR