Frauenkirche in Dresden

Dresden

Die Dresdener Frauenkirche

Als "Symbol des Sieges der Versöhnung über Krieg und Vernichtung" wurde die Dresdener Frauenkirche bei ihrer Wiedereröffnung 2005 gefeiert. Zwölf Jahre hatte der Wiederaufbau des barocken Gotteshauses gedauert.

Von Claudia Kracht

Monumentales Meisterwerk

Die Frauenkirche in Dresden ist ein architektonisches Meisterwerk und das bedeutendste Gotteshaus für evangelische Christen in Deutschland. Doch sie ist noch mehr: Die Frauenkirche hat auch eine große Symbolkraft und verkündet durch ihre Erneuerung eine positive Botschaft – den Triumph des Lebens über den Tod.

Rund um die Frauenkirche liegt die Keimzelle der Stadt Dresden. Hier, an einem Marktplatz auf einem hochwasserfreien Plateau nahe der Elbe, kreuzten sich im Mittelalter wichtige Handelsstraßen. Am Rande des Platzes stand die Kirche "Unser lieben Frauen" – errichtet zu Ehren der Gottesmutter Maria.

1726 war die alte Kirche baufällig. So begannen die 17 Jahre dauernden Arbeiten an der neuen, für die damalige Zeit monumentalen Frauenkirche. Sie war 95 Meter hoch, ihre Kuppel hatte einen Durchmesser von 23,5 Metern.

Weithin sichtbar überragte sie alle anderen Gebäude der Stadt. Das Gotteshaus bot nicht nur der wachsenden Kirchengemeinde mehr Platz, sondern es unterstrich auch den Stolz und den Repräsentationswillen der sächsischen Fürsten.

Der Baumeister George Bähr hatte auf weiten Reisen durch Italien die mächtigen Kuppelbauten in Florenz und Rom kennengelernt. Davon ließ er sich inspirieren und konnte schließlich sein Konzept beim Stadtrat durchsetzen. Die Fertigstellung der Kirche erlebte er allerdings nicht mehr – er starb 1738.

George Bähr, Baumeister (Todestag 16.03.1738)

WDR ZeitZeichen 16.03.2013 14:14 Min. Verfügbar bis 14.03.2053 WDR 5


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Kolossal und doch verspielt

Johann Georg Schmid, Bährs Schüler und Nachfolger, vollendete die Arbeiten 1743. Die Dresdener Frauenkirche galt bald als Ebenbild der Peterskirche in Rom, wenn auch in deutlich kleinerem Maßstab.

Das Werk Bährs vereinigt perfekt die Einflüsse des üppigen italienischen Barock mit der eher kühleren Formensprache des aufkommenden Klassizismus. Die Architektur folgte einer der Leitlinien des protestantischen Glaubens, wonach die Predigt der wichtigste Bestandteil des Gottesdienstes ist.

Also versammelte sich die Gemeinde rund um die Kanzel in einem zentralen Kirchenschiff. Dieses ist bei der Frauenkirche kreisrund, eingefasst von acht Pfeilern, in deren Zwischenräumen sich die dreigeschossigen Emporen befinden. Taufstein, Altar, Kanzel und die wundervolle Orgel sind in einer Achse angeordnet.

Durch großzügige Fenster fällt viel Licht auf die zarten Pastellfarben: Gold, Rosé, Hellgrün, Himmelblau, Vanillegelb. Überall Blätter, Blüten, Ornamente. Daher wirkt der Innenraum trotz der insgesamt kolossalen Baumasse freundlich, leicht, heiter – fast schon verspielt.

Innenansicht der vergoldeten Kuppel der Frauenkirche mit Malereien.

Die Kuppel von innen

Mahnmal nach dem Flächenbrand

Mehr als 200 Jahre lang erfreute das barocke Bauwerk die Gläubigen und Kunstverständigen – bis zu jener grauenvollen Bombennacht gegen Ende des Zweiten Weltkrieges, als am 13. Februar 1945 auf einer Fläche von 15 Quadratkilometern fast die gesamte Dresdener Innenstadt ausgelöscht wurde.

Wo zuvor die Frauenkirche stand, war eine graue Wüste, in der sich ein riesiger Trümmerberg erhob. Lediglich zwei Reststümpfe des alten Kirchengebäudes ragten noch einsam empor – "betende Hände", wie sie manche Christen nannten; ein "Mahnmal für den Frieden", hieß es offiziell zu DDR-Zeiten.

Viele Gläubige hofften damals im Stillen, dass die Kirche eines fernen Tages wieder im alten Glanz erstrahlen würde. Eine Hoffnung, die erst seit 1982 bei den alljährlichen Gedenk-Veranstaltungen zum Jahrestag des Bombenangriffs greifbar wurde: Seither wurden an jedem 13. Februar stille Prozessionen veranstaltet, erleuchteten Tausende Kerzen die dunkle Kirchenruine. Aber erst der Zusammenbruch des sozialistischen Regimes 1989 machte den Weg frei für konkrete Überlegungen zum Wiederaufbau.

Blick auf die Trümmer der Frauenkirche. Rechts und links stehen Kräne.

Die Ruine – "Mahnmal für den Frieden"

Wiederaufbau zunächst umstritten

Bereits zwei Wochen nach dem Fall der Berliner Mauer trafen sich am 24. November 1989 Dresdener Architekten, Ingenieure und Kunsthistoriker und andere Interessierte, um die unverhoffte Gunst der Stunde eilig zu nutzen.

Bald schon bildete sich eine "Bürgerinitiative zum Wiederaufbau der Frauenkirche". Der "Ruf aus Dresden", unterzeichnet von 22 Persönlichkeiten der Stadt, wurde am 13. Februar 1990 zum Ausgangspunkt einer weltweiten Werbeaktion.

Aber es gab auch ernsthafte Bedenken gegen einen Wiederaufbau: War die Rekonstruktion nicht nur eine "Attrappe"? Könnte man die Millionen-Gelder nicht sinnvoller verwenden? Wäre ein modernes Gebäude nicht zeitgemäßer?

Selbst die Evangelisch-Lutherische Landessynode Sachsens befürwortete im März 1991 die Gründung einer Stiftung "Frauenkirche Dresden e.V." lediglich mit 43 zu 26 Stimmen.

Erst nach dem letztlich entscheidenden Votum der Dresdener Stadtverordneten-Versammlung vom 20. Februar 1992 stand der Rekonstruktion der Frauenkirche nichts mehr im Wege. Ein historischer Tag.

Das Bild zeigt Bauarbeiter, die in der Frauenkirche an einer Kuppel arbeiten.

Großbaustelle Frauenkirche

Gigantische Aufgabe, logistische Meisterleistung

Aber war den Stadtverordneten klar, welch gigantische Aufgabe das war? Es dauerte allein fast eineinhalb Jahre, bis der große, 22.000 Kubikmeter umfassende Trümmerberg neben der Frauenkirche geräumt war.

Fast 8400 Sandsteinquader wurden geborgen, geprüft, gemessen, katalogisiert. Mehr als 3600 von ihnen waren noch verwendbar. Sie wurden in langen Regalen auf dem benachbarten Neumarkt einsortiert, später sorgfältig von hochqualifizierten Steinmetzmeistern direkt neben der Ruine behauen und repariert, dann mit Kränen vorsichtig transportiert und eingesetzt.

Der Bau besteht zu 43 Prozent aus Originalsteinen. Eine logistische Meisterleistung. Fördervereine in ganz Deutschland, aber auch in Großbritannien, Frankreich, den USA und der Schweiz unterstützten die Bauarbeiten, die insgesamt zwölf Jahre dauerten. Die Arbeiten verschlangen bis zum Tag der Weihe am 30. Oktober 2005 nicht weniger als 180 Millionen Euro. Fast zwei Drittel davon, nämlich rund 110 Millionen Euro, kamen durch Spenden aus aller Welt zusammen.

Das Bild zeigt die Frauenkirche am Tag ihrer Wiedereinweihung. Tausende Schaulustige stehen vor dem Platz. Im Hintergrund sind noch Kräne zu sehen.

Oktober 2005: feierliche Wiedereinweihung

Das "Wunder von Dresden"

Gottesdienste, Konzerte, Vorträge, Andachten, musikalische Vespern: Zahlreiche religiöse und kulturelle Veranstaltungen finden heutzutage in der Dresdener Frauenkirche statt. Sie besitzt keine eigene abgeschlossene protestantische Gemeinde, sondern ist ständig offen für alle.

Hunderte Touristen aus aller Welt strömen täglich in den Innenraum. Und viele betagte Dresdener, die den Feuersturm von 1945 miterlebt hatten, standen immer wieder staunend vor dem neu errichteten Gotteshaus, manche mit Tränen in den Augen. "Sie ist schöner als je zuvor", so das gelegentlich gehörte Urteil.

Ohne das tatkräftige Engagement von weltweit mehr als 100.000 Spendern wäre der Wiederaufbau nicht denkbar gewesen. So wurde die Frauenkirche im weitesten Sinne von Bürgern für Bürger erbaut.

Weit mehr Spender beteiligten sich, als die kühnen Initiatoren 1992 erhofft hatten. Sie wagten damals den Neubeginn – ohne ein gesichertes Finanzierungskonzept, aber mit viel Gottvertrauen. Und wurden auf das Reichste belohnt: durch das "Wunder von Dresden".

Kirchen

Von Christiane Tovar (WDR)

Weltbekannte Gotteshäuser

St. Basils Kathedrale in Moskau

Die Basilius-Kathedrale in Moskau steht am Ende des Roten Platzes und gehört zu den Wahrzeichen Moskaus. Die russisch-orthodoxe Kirche mit den Zwiebeltürmen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Heute ist sie ein Museum. In unregelmäßigen Abständen werden hier aber auch Gottesdienste gefeiert.

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Die Kathedrale von Amiens gehört zu den größten Sakralbauten weltweit. Sie wurde in nur 60 Jahren im Baustil der französischen Gotik erbaut. Die Kathedrale aus dem 15. Jahrhundert, die auf der Liste des Unesco-Welterbes steht, blieb bei der Bombardierung der Stadt 1940 wie durch ein Wunder erhalten. Die Kirche war Vorbild für den Kölner Dom.

Viele Tausend Arbeiter sollen die insgesamt elf Kirchen von Lalibela aus dem Fels gehauen haben. Entstanden sind sie im 12. und 13. Jahrhundert. Heute gehören sie zu den Touristenattraktionen in Äthiopien und sind eine beliebte Pilgerstätte für christlich-orthodoxe Gläubige.

In Kolumbien ist sie eine Berühmtheit – die Kathedrale Las Lajas. Der Legende nach soll sie an diesem spektakulären Ort erbaut worden sein, weil eine Magd mit ihrer taubstummen Tochter genau an dieser Stelle von einem Gewitter überrascht worden war. Dort erschien ihr dann eine Heilige und fortan konnte das Mädchen wieder hören und sprechen. Heute ist die Kirche über der Schlucht eine Touristenattraktion.

Die katholische Herz-Jesu-Kirche in München imponiert durch ihre 14 Meter hohen Kirchentore, die zu den größten der Welt zählen. An den hohen Feiertagen werden sie komplett geöffnet. Das moderne schnörkellose Bauwerk aus Glas und Stahl wurde im Jahr 2000 fertiggestellt. Die Vorgängerkirche aus Holz war Mitte der 1990er-Jahre abgebrannt.

Der Stephansdom in Wien gehört zu den wichtigsten gotischen Bauwerken Österreichs. Die 1147 geweihte Kirche ist Wahrzeichen der Hauptstadt. Im Südturm des Doms hängt eine der größten freischwingenden Glocken Europas. Wie auch der Kölner Dom wird der Stephansdom kontinuierlich in Stand gehalten. Im Stephansdom findet regelmäßig Gottesdienste statt.

Eine Kirche der Superlative ist das Ulmer Münster. Ihr Turm ragt 161,53 Meter in die Höhe und ist damit der höchste der Welt. Außerdem ist sie die größte evangelische Kirche in Deutschland. Es dauerte länger als ein halbes Jahrhundert, bis das Ulmer Münster 1890 fertig gestellt wurde. Zwischendurch mussten die Arbeiten unterbrochen werden, weil das Geld ausgegangen war.

Die "Sagrada Família" (zu Deutsch: "Heilige Familie") ist eines der wichtigsten Bauwerke des berühmten spanischen Architekten Antoni Gaudí. Er war so besessen von seiner Kirche, dass er zum Schluss sogar auf der Baustelle wohnte. Doch die Sagrada Família, deren Grundstein 1882 gelegt wurde, ist bis heute noch nicht vollendet. Nach aktuellen Planungen soll sie 2026 fertiggestellt sein.

(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 17.08.2020)

Quelle: WDR

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