Italiener, Holländer, Engländer: die frühen Besucher
Der erste Europäer, der in der New Yorker Bucht landet, bleibt nicht lange. Der Italiener Giovanni da Verrazzano, 1524 im Auftrag des französischen Königs unterwegs, zieht nach einer kurzen Begegnung mit den Einheimischen weiter. Die weiter hinten in der Bucht gelegene Insel, die die Ureinwohner "Manna-hatta" nennen, entdeckt er nicht.
Erst 85 Jahre später bereist der Engländer Henry Hudson die Gegend erneut. Er berichtet seinen holländischen Auftraggebern von Unmengen an Bibern und Ottern, mit deren Pelzen und Fellen man handeln könne.
1625 wird eine holländische Handelsstation auf Manna-hatta gegründet, die ersten europäischen Siedler lassen sich nieder. Im folgenden Jahr kauft Peter Minuit, der Generaldirektor der verantwortlichen Westindien-Handelsgesellschaft, den Lenape-Indianern die Insel ab.
Er bezahlt mit Waren im Wert von 60 Gulden, was etwa 600 Gramm Silber entspricht. Dass es sich dabei um Schmuck und Perlen handelt, wie manche Legende besagt, ist eher unwahrscheinlich. In der Regel wurden bei solchen Transaktionen Beile, Werkzeuge und Decken getauscht. Minuit nennt die Siedlung Nieuw Amsterdam (Neu-Amsterdam).
Aus Nieuw Amsterdam wird New York
Die Folgejahre bringen Probleme für die Bewohner Nieuw Amsterdams: Kämpfe mit den Indianern, Korruption und wirtschaftliche Fehlentscheidungen. Erst unter Generaldirektor Petrus Stuyvesant, der 1647 seinen Dienst antritt, florieren die Geschäfte wieder. Er lässt ein Hospital errichten, baut den Hafen aus und legt ein Straßennetz an, das sich teilweise bis heute in den Stadtplänen Manhattans wiederfindet.
Doch der wirtschaftliche Erfolg weckt Begehrlichkeiten. Die englische Krone will ihre Macht auf dem amerikanischen Kontinent ausbauen. 1664 landen vier englische Kriegsschiffe mit 2000 Soldaten vor Nieuw Amsterdam. Stuyvesant ergibt sich kampflos.
Fortan haben die Engländer das Sagen auf der Insel und geben der Siedlung einen neuen Namen: New York – nach dem Herzog von York, dem Bruder des englischen Königs Karl II.
Anziehungspunkt für die Massen
Im Lauf des 18. Jahrhunderts entwickelt sich New York zur Handelsmetropole. Längst werden dort nicht mehr nur Pelze umgeschlagen, auch mit Tabak, Baumwolle und Sklaven wird gehandelt.
Als das englische Mutterland versucht, über zusätzliche Steuern noch mehr Profit aus seinen nordamerikanischen Kolonien zu ziehen, kommt es ab 1765 auch in New York immer wieder zu Aufständen, die schließlich im Unabhängigkeitskrieg (1775-1783) gipfeln.
Nach dem Sieg der Kolonien wird New York für kurze Zeit zur Hauptstadt der neu gegründeten Vereinigten Staaten von Amerika, der erste US-Präsident George Washington legt dort seinen Amtseid ab.
1817 wird auf der Wall Street eine Aktienbörse gegründet, wenige Jahre später wird der Erie-Kanal fertiggestellt. Durch ihn ist New York mit den Großen Seen verbunden und kann sich neue Handelswege in den Mittleren Westen erschließen.
Ab den 1830er-Jahren schwillt der Strom der Immigranten aus Europa an, vor allem Iren und Deutsche suchen in New York ihr Glück. 1850 leben schon eine halbe Million Menschen in der Stadt. Doch nicht alle profitieren von der beginnenden Industrialisierung. In den Armenvierteln Manhattans herrschen Gewalt, Korruption und Kriminalität.
Fünf Bezirke für 3,4 Millionen Menschen
1874 vergrößert sich New York zum ersten Mal über Manhattan hinaus. Gebiete auf dem Festland westlich des Flusses Bronx werden eingemeindet.
1886 wird das bekannteste Wahrzeichen der Stadt eingeweiht: die Freiheitsstatue. Die 46 Meter hohe Figur, die auf einer Insel zwischen Manhattan und Staten Island aufgestellt wird, ist ein Geschenk Frankreichs. Sie wird zum Freiheitssymbol für die Einwanderer aus aller Welt, die in die USA strömen und zum Großteil in New York an Land gehen.
1898 entsteht schließlich der Großraum New York, wie wir ihn heute kennen. Manhattan und Bronx vereinigen sich mit den bislang eigenständigen Gemeinden Brooklyn, Staten Island und Queens als "Greater New York", das aus besagten fünf Bezirken besteht. Zur Jahrhundertwende leben dort 3,4 Millionen Menschen.
In die Höhe gebaut
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ändert sich die soziale Struktur New Yorks. Lebten dort bis dahin hauptsächlich weiße Europäer, kommen nun viele Schwarze aus dem Süden der USA, die sich in New York mehr politische und wirtschaftliche Freiheiten erhoffen.
So entsteht im Norden Manhattans ein Stadtteil, der fast nur von Schwarzen bewohnt wird: Harlem, das schnell zum Mittelpunkt einer neuen afro-amerikanischen Kultur wird.
Auch die Anzahl der jüdischen Immigranten steigt stark an. Schätzungen gehen davon aus, dass zwischen 1880 und 1940 mehr als eine Million Juden nach New York einwandern. Auch sie prägen das Bild der Stadt, die mehr und mehr zu einem Schmelztiegel der Kulturen wird. Keine Sprache, die dort nicht gesprochen wird, keine Kultur, die dort nicht vertreten ist.
1910 leben allein in Manhattan knapp drei Millionen Menschen – eine Überbevölkerung, die die Stadtverwaltung durch verschiedene Maßnahmen in den Griff bekommen will. So wird die 1904 eröffnete U-Bahn ständig ausgebaut und ermöglicht es Hunderttausenden, aus dem Umland zur Arbeit nach Manhattan zu pendeln.
Zudem soll der vorhandene Raum besser genutzt werden. Da in die Länge und Breite auf der stellenweise nur 1,4 Kilometer schmalen Insel nicht mehr gebaut werden kann, geht man in die Höhe.
Bereits 1888 entsteht mit dem Tower Building das erste Hochhaus der Stadt, die Grundlage für New Yorks typische Skyline wird in den Jahren zwischen 1910 und 1930 gelegt. 1929 gibt es schon 188 Hochhäuser mit mehr als 20 Stockwerken in der Stadt. Auch die Weltwirtschaftskrise, die nach dem "Schwarzen Freitag" 1929 in New York ihren Anfang nimmt, kann den Expansionsdrang nur vorübergehend bremsen.
Soziale Probleme, Boomjahre, Terroranschläge
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist New York mit 7,5 Millionen Einwohnern zwischenzeitlich die größte Stadt der Erde: Zentrum der Finanzwelt, Wirtschaftsmetropole, kultureller Vorreiter, Medienkapitale. Als die neu gegründeten Vereinten Nationen 1946 ihr ständiges Hauptquartier am East River einrichten, spielt New York auch in der politischen Welt die erste Geige.
Doch die sozialen Probleme mehren sich. Viele Stadtviertel verwahrlosen, Drogen und Kriminalität spielen eine immer größere Rolle, Streiks und Aufstände sind an der Tagesordnung. Die chronisch klamme Stadtverwaltung steht 1975 kurz vor dem Bankrott.
Mit dem Boom der Wall Street in den 1980er-Jahren geht es auch mit New York wieder bergauf. Die Arbeitslosigkeit in der Stadt sinkt, Bürgermeistern wie Edward Koch und Rudolph Giuliani gelingt es, die Verbrechensraten zu senken und verwahrloste Straßenzüge neu zu beleben.
Die Terroranschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 verändern nicht nur die Architektur New Yorks. Auch das Lebensgefühl in der Stadt ist seitdem ein anderes, sagen Beobachter.
Eigenschaften wie Egoismus, Zynismus und Oberflächlichkeit, die bis dato viele New Yorker gepflegt hätten, seien durch mehr Ernsthaftigkeit und ein größeres Interesse am Nächsten ersetzt worden. Andererseits beklagen muslimische Gruppen eine Zunahme an Anfeindungen und Vorbehalten.
Dem Status der Stadt konnten die Anschläge nichts anhaben: New York ist weiterhin die Hauptstadt der Welt, Objekt vieler Träume, Ort der unbegrenzten Möglichkeiten. Und wird es voraussichtlich auch noch eine ganze Weile bleiben.
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 18.03.2020)