"Griaß di God"
Nicht nur für "Zoagroaste" – also aus anderen Bundesländern Zugereiste –, sondern auch für Bayern selbst ist es mitunter schwierig, einander zu verstehen. Denn Bayern ist in drei Sprachräume gegliedert: Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch.
Und auch "das Fränkische" gibt es nicht: Die bairische Sprache ist vielfältiger. Insgesamt gibt es mehr als 60 sogenannte Dialektlandschaften.
Die Gründe dafür liegen mehr als 1000 Jahre zurück. Als Franken, Alemannen und Bayern zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert aus dem Norden Europas das Gebiet des heutigen Bayerns besiedelten, sprachen sie noch eine Sprache. Später wurden die Volksstämme sesshaft und bildeten spezifische Dialekte und regionale Bräuche heraus.
In vielen Fällen wird die Dialektlandschaft durch natürliche Gegebenheiten wie Flüsse oder Berge geprägt. So bildet beispielsweise der Lech eine klare Sprachgrenze. Links vom Fluss wird schwäbisch gesprochen, rechts davon bairisch.
Die regionalen Unterschiede sind gewaltig und beschäftigen seit einigen Jahren auch verstärkt die Sprachwissenschaftler. Denn warum der Schwabe mit "Ananas" eine Erdbeere bezeichnet oder dass der "Achtamada" im altbayerischen den Dienstag (den achten Tag nach Montag) meint, ist für einen Außenstehenden nicht unbedingt ersichtlich.
"Poppes", "Fiidle" und "Oasch"
Inzwischen gibt es viele Projekte, um die bairischen Mundarten zu fördern und zu pflegen. Gestützt werden sie durch aktuelle Erkenntnisse aus der Hirnforschung, nach denen Kinder eine größere Sprachkompetenz entwickeln, wenn sie mit Dialekt aufwachsen.
Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus legte eine Handreichung zum "Dialekt in Bayern" vor, die an alle bayerischen Schulen verschickt wurde. Der Bayerische Rundfunk startete eine zehnteilige Fernsehserie zum Thema.
Um die Menschen für die Mundart zu erwärmen, geht man auch ungewöhnliche Wege. Der bayerische Sprachatlas belegt die sprachliche Vielfalt in Bayern beispielsweise mit der Verbreitung verschiedener Varianten für das Wort "Arsch": Vor allem Schüler lassen sich für das mundartliche Fluchen viel leichter begeistern als für trockene Dialektforschung.
Den Sprachwissenschaftlern zufolge gibt es feine regionale Unterschiede in der Verbreitung und Verwendung von "Osch", "Oasch" und "Oorsch". Als charmanter gilt ohnehin der fränkische Ausdruck "Poppes" oder das schwäbische "Fiidle".
(Erstveröffentlichung 2007. Letzte Aktualisierung 23.07.2019)