Piraten
Der Begriff Pirat hat einen griechischen Ursprung: "peirates" bedeutet "versuchen" oder "unternehmen". Als Pirat bezeichnet man jemanden, der auf hoher See plündert oder Verbrechen, Morde und Diebstähle in Häfen, Buchten oder auf Flüssen begeht.
Viele berühmte Piraten waren um das Jahr 1700 aktiv: etwa Henry Avery, William Kidd, der gefürchtete Edward Teach alias Blackbeard oder die Piratinnen Anne Bonny und Mary Read.
Piraten sind "Seeräuber außerhalb aller Gesetze". Sie machen sich damit strafbar, lange Zeit galt für Piraterie sogar die Todesstrafe. Der berühmte Pirat Klaus Störtebeker etwa, der mit seiner Mannschaft im 14. Jahrhundert in der Nord- und Ostsee sein Unwesen trieb, wurde geköpft.
Auch heute noch werden Schiffe jeder Nationalität überfallen – meist schwer bewaffnet und äußerst brutal. Seit dem Jahr 1982 ist die Piraterie durch Artikel 101 bis 110 der UNO-Seerechtskonvention international geächtet, doch die rechtliche Verfolgung der Piraten ist in der Regel schwierig.
Fasst man den Begriff noch weiter, kann man sagen, dass sich die Piraterie mittlerweile auf die gesamte Warenwelt ausgedehnt hat: Die Piraterie des 21. Jahrhunderts umfasst eine breite Palette der Marken- und Softwarefälschung.
Kaperer und Freibeuter
Als Kaperer wurden bewaffnete Schiffe oder deren Kapitäne und Besatzungsmitglieder bezeichnet, die mit offizieller Genehmigung feindliche Schiffe überfielen. Diese schriftliche Genehmigung war der "Kaperbrief", dessen erste Exemplare aus dem 13. Jahrhundert belegt sind. Das Kaperwesen war sozusagen eine "staatlich lizenzierte Piraterie".
In der Regel wurde solch ein fürstlicher oder staatlicher Auftrag nur in Kriegszeiten eines Landes ausgegeben, und es durften nur Kriegsgegner überfallen werden. Für beide Partner war das vorteilhaft: Der Kaperfahrer durfte straflos Schiffe überfallen. Der König gewann ein Kriegsschiff dazu und bekam seinen festgelegten Anteil der Beute.
Nicht immer hielten sich die Seeräuber an diese Abmachungen, so dass sie oft Schiffe jeder Nationalität überfielen, auch in Friedenszeiten. Dann hießen sie Freibeuter. Dieser Begriff ist am ehesten synonym zum Begriff Pirat zu verwenden.
Der Höhepunkt des Kaperwesens lag in der Blütezeit der Piraterie, zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert. Zu jener Zeit kämpften die europäischen Nationen um die Schätze, die die Spanier auf dem amerikanischen Kontinent erbeutet hatten. Insbesondere englische, französische und holländische Seeräuber überfielen spanische und portugiesische Handelsschiffe auf dem Atlantik zwischen Amerika und Europa.
Der wohl berühmteste Kaperkapitän war der Engländer Francis Drake. Drake agierte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Auftrag der englischen Krone und überfiel eine Vielzahl meist spanischer Handelsschiffe und Häfen. Seine Kaperfahrten brachten der englischen Königin Elisabeth I. so große Reichtümer, dass er 1581 zum Ritter geschlagen wurde und sich fortan "Sir" nennen durfte.
Korsaren
Der Begriff Korsar kommt aus dem Französischen und bedeutet "Kaperfahrt". Die Kaperfahrer Frankreichs und des Mittelmeerraums nennt man Korsaren. Französische Korsaren gab es seit dem 9. Jahrhundert, als sich Handelsschiffe aus der Bretagne gegen plündernde Wikinger zur Wehr setzten.
Aber auch gegen Engländer, mit denen sich die Franzosen über Jahrhunderte immer wieder im Kriegszustand befanden, stachen französische Korsaren in See. Einer der berühmtesten Korsaren war der um 1800 aktive Bretone René Duguay-Trouin.
In der Zeit der Kreuzzüge, also ab Ende des 11. Jahrhunderts, kaperten Mittelmeerkorsaren im Namen der Religion: Christliche Seeräuber, wie etwa die Korsaren von Malta, kaperten muslimische Handelsschiffe.
Im Gegenzug brachten muslimische Seeräuber, auch Barbaresken genannt, christliche Handelsschiffe auf. Im 17. Jahrhundert führten schließlich Abkommen zwischen den europäischen und den nordafrikanischen Staaten zum Rückgang der Piraterie im Mittelmeerraum.
Bukaniere
Im 17. Jahrhundert agierten die Seeräuber nicht mehr wie bisher üblich als Kaperer im Namen einer Nation, sondern das Piratenwesen verwandelte sich in ein organisiertes und profitables Geschäft.
Es begann das Kapitel der Bukaniere: Bukaniere nannte man die Piraten, die die Karibik und die Küsten Südamerikas im 17. Jahrhundert unsicher machten. Ursprünglich waren Bukaniere in der Mehrzahl Franzosen, die in den Wäldern und Tälern der Karibikinsel Hispaniola (heute Haiti und Dominikanische Republik) lebten.
Ihr Name ist von dem französischen Begriff "boucan" abgeleitet, was "Rauchhaus" bedeutet: Sie machten sich für gewöhnlich ihr Fleisch im Rauchhaus haltbar.
Ab 1620 zogen sie vom Landesinneren an die Küsten und ließen sich auf der Insel Tortuga nieder. Von dort aus überfielen sie als Gruppe, die inzwischen aus Vertretern mehrerer Nationen bestand und sich "Brüder der Küste" nannte, Handelsschiffe und Häfen.
Neben Bartholomew, dem Portugiesen, oder Rock Brasiliano ist Henry Morgan der bekannteste Bukanier. Besonders berühmt ist der Überfall auf die spanische Stadt Panamá, das damalige Goldlager der Neuen Welt. Sie wurde von Morgan und seinen Leuten im Jahr 1671 geplündert und in Brand gesteckt.
(Erstveröffentlichung 2008. Letzte Aktualisierung 02.06.2020)