Waschen als Kraftakt
Lange Zeit war das Waschen die kraft- und zeitaufwendigste Arbeit im Haushalt. Weit bis ins 20. Jahrhundert hinein gab es keinerlei maschinelle Hilfsmittel. Das wichtigste Utensil war das Waschbrett. Gewaschen wurde in einer Lauge aus Asche (Pottasche, später Soda) und einem Duftstoff, zum Beispiel Lavendel.
Asche eignete sich zum einen, weil die nicht wasserlöslichen Substanzen mechanisch beim Scheuern halfen. Zum anderen entsteht durch die Verbindung von Wasser und Asche eine alkalische, also ätzende Lösung, die die Fasern zum Quellen bringt und die Fette zersetzt.
Alle paar Wochen oder Monate wurde ein Waschtag eingelegt und alle zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte wurden mobilisiert. Meist waren das die Frauen. Nach dem Einweichen und Brühen in der Lauge standen das anstrengende Schlagen, Kneten und Reiben – ungefähr ab 1850 auf dem Waschbrett – auf dem Programm.
Nach erneutem Spülen, Bleichen und Wringen kam die Wäsche schließlich auf die Leine. Der ganze Waschvorgang konnte bei all diesen Arbeitsschritten durchaus mehrere Tage dauern: ein Kraftakt, den uns heute die Waschmaschine und zahlreiche chemische Hilfsmittel abnehmen.
Saubere Wäsche auf Knopfdruck
Die erste vollautomatische Waschmaschine für den privaten Haushalt kam in Deutschland 1951 auf den Markt. Eine Düsseldorfer Maschinenfabrik stellte die "Constructa" auf einer Ausstellung in Hannover vor. Bis dahin hatten erfinderische Geister zwar schon einige Hilfsmaterialien wie die Wäschepresse oder eine Kurbel zum Auswinden erfunden, aber die Verbreitung des "Waschvollautomaten" kam einer Revolution gleich – sowohl in gesellschaftlicher als auch in organisatorischer Hinsicht.
Zu Beginn wurden die neuen Maschinen aber nur in sehr kleinen Stückzahlen produziert. Einer größeren Nachfrage konnte sich die Waschmaschine erst in den 1960er-Jahren erfreuen, als sie billiger und damit für viele Menschen erschwinglich wurde.
Seitdem ist das Waschen eine Kleinigkeit, die immer dann erledigt werden kann, wenn genug Wäsche für eine Trommel vorhanden ist. Waschmittel, pulverisiert oder flüssig, Weichspüler, Wäscheduft – heute beherrschen wir spielend das kleine Einmaleins für modernes Waschen. Und die "porentiefe Reinheit" ist seit der Waschmittelwerbung mit Klementine zur festen Redewendung geworden.
Waschmittel und ihre Zusammensetzung
Was passiert beim Waschen? Wasserlösliche und -unlösliche Verunreinigungen und Ablagerungen, wie zum Beispiel Salze, Fett- und Eiweißschmutz oder auch Verfärbungen, sollen mithilfe chemischer Stoffe aus den Textilien entfernt werden. Dafür braucht man ein ganzes Team von Waschmittelbestandteilen.
Die wichtigsten Bestandteile jedes Waschmittels sind die Tenside. Als natürlicher Rohstoff ist zum Beispiel Seife bekannt. Seife ist eine Mischung verschiedener Alkalisalze der Fettsäuren und entsteht durch die Zerlegung von Fetten und Ölen. Diese wird allerdings heute durch synthetische Tenside ersetzt, die teilweise noch auf Erdöl basieren.
Viele Hersteller verzichten jedoch mittlerweile auf Tenside und verwenden nachwachsende Rohstoffe als Grundlage, die zum Großteil biologisch abbaubar sind. Tenside ermöglichen das Ablösen des Schmutzes von den Wäschestücken, indem sie die Oberflächenspannung des Wassers reduzieren. Die Textilie wird nun leichter von Wasser und anderen Wirkstoffen durchdrungen.
Zudem enthält jedes Waschmittel Enzyme: Diese lösen starke Schmutzbestandteile wie Eiweiß, Fett, Stärke, Soßen oder Blut auf. In einem chemischen Prozess spalten sie den Schmutz. Durch Enzyme lässt sich energiesparend waschen, denn Schmutz wird mit ihrer Hilfe schon bei niedrigen Temperaturen entfernt.
Dritter und letzter Hauptbestandteil ist der Wasserenthärter. Die Waschwirkung ist mit weichem Wasser erheblich besser als mit hartem. Daher enthalten alle Vollwaschmittel eine bestimmte Dosis an Enthärtern, auch wenn diese nicht unbedingt dem Härtegrad des örtlichen Wassers entsprechen. Grundsätzlich gilt: Je härter das Wasser, desto mehr Waschmittel benötigt man, um den Härtegrad auszugleichen.
Umweltsünden beim Waschen
Bei so viel überschäumender Chemie stellt sich die Frage nach der Umweltverträglichkeit. In dieser Hinsicht sind die Waschmittel in den vergangenen Jahrzehnten verbessert worden. Phosphate, früher unverzichtbar für die Flecklösung und stark umweltschädlich, sind seit den 1980er-Jahren gesetzlich verboten. Aber dennoch: Nach wie vor enthalten fast alle Produkte nicht abbaubare Substanzen, die die Gewässer schädigen, etwa Polyacrylat.
Waschmittel in Großpackungen enthalten – gegenüber den Konzentraten – zusätzlich noch unnötige Salze, die die Gewässer belasten. Um ökologisch zu waschen, bleibt daher erstes Gebot: Überdosierung vermeiden! Zudem kann man überlegen, auf Waschmittel aus dem Bioladen umzusteigen, das nach dem Baukasten-Prinzip funktioniert. So kann man selbst entscheiden, wie viel Fleckenentferner, Bleichmittel und Wasserenthärter man wirklich braucht.
Wichtig ist auch die Frage nach dem Wasser- und Energieverbrauch der Waschmaschinen. Beim maschinellen Waschen werden zwei Arten von Energie verbraucht: die mechanische und die Wärmeenergie. Letztere, also die Energie für das Erwärmen des Wassers, wird mit Abstand am meisten benötigt. Drehen und Schleudern fallen dagegen kaum ins Gewicht.
Bei einem Waschgang mit 60 Grad wird die fünf- bis dreifache Menge an Strom verbraucht wie bei 30 Grad. Die Wassermenge hingegen ist bei modernen Waschmaschinen relativ unproblematisch: Wer die Trommel locker vollädt und auf die Vorwäsche verzichtet, verbraucht kein unnötiges Wasser.
(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 31.03.2021)