Wie hoch ist die tödliche Dosis Nikotin?
Mittlerweile gehen Wissenschaftler davon aus, dass etwa 500 Milligramm Nikotin für einen erwachsenen Menschen tödlich sind. Eine Zigarette enthält je nach Typ etwa zwei Milligramm Nikotin. Theoretisch würde also das Nikotin von 250 Zigaretten tödlich auf den menschlichen Organismus wirken, wenn man es vollständig aufnehmen würde.
Nikotin wird aber im menschlichen Körper recht schnell abgebaut, so dass es in der Praxis selten zu tödlichen Vergiftungen kommt. Meist reagiert der Körper mit Übelkeit auf das Gift.
Der chemische Prozess, der während des Rauchens in der Zigarette abläuft, ist äußerst komplex. Beim Abbrennen einer Zigarette entstehen in der Glutzone Temperaturen von 900 Grad Celsius. Hierbei wird organisches und anorganisches Material zersetzt. Gasförmig gerät es anschließend in die Destillationszone.
Ein Teil des Nikotins gelangt dann durch die Atmung über die Lunge in die Blutbahn. Mit dem Blut wird es zum Gehirn transportiert. Dort wird die Ausschüttung der Glückshormone Dopamin und Noradrenalin, das im Nebennierenmark freigesetzt wird, angeregt.
Ein Großteil des Nikotins allerdings wird in einer wasserlöslichen Flüssigkeit, dem Aerosol, in der Destillationszone gebunden. Auch davon wird ein Teil über die Mund- und Nasenschleimhäute aufgenommen und gelangt so in den menschlichen Körper.
Das Aerosol enthält insbesondere schwerere Schadstoffteilchen wie zum Beispiel Teerpartikel. Diese lagern sich in den Blutbahnen ab und führen so zu den typischen Symptomen jahrelangen Rauchens, wie Raucherlunge oder Raucherbein.
Nichtraucher- und Raucherlunge (rechts) im Vergleich
Bisher galt das Dogma, dass für die Gesundheitsschäden vor allem das Kohlenmonoxid und die Teerinhaltsstoffe einer Zigarette verantwortlich sind. Das ist heute nicht mehr so zu halten. Obwohl es früher als Allheilmittel galt, schädigt auch das Nikotin den menschlichen Körper, zumindest verstärkt es den Verlauf zahlreicher Krankheiten.
In der Tat ist Zigarettenkonsum wichtigste Ursache für Krebserkrankungen. Die Liste ist dementsprechend lang: Krebs in der Lunge, Mundhöhle, Kehlkopf, Speiseröhre, Magen, Bauspeicheldrüse, Dickdarm, Niere, Harnblase, Brust sowie Leukämie. Hinzu kommen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall und Thromboserisiko.
Aus Versuchen mit Ratten an der kalifornischen Universität Stanford ging hervor, dass Nikotin die Entstehung von bösartigen Tumoren fördern kann. Damit sich ein Mikrotumor zu einer großen Geschwulst entwickeln kann, muss er ausreichend mit Blut versorgt werden.
Die Stanford-Forscher um John Cooke fanden mit ihren Versuchen heraus, dass der Genuss von Nikotin an Stellen, die von einem Tumor befallen waren, zur Neubildung von weiteren Blutgefäßen führte und damit das Wachstum der Geschwulst erleichterte.
Ob Nikotin, Teer oder das unkalkulierbare Gemisch an Zusatzstoffen: Die Folgen des Rauchens sind verheerend.
(Erstveröffentlichung: 2004. Letzte Aktualisierung: 08.05.2020)
Quelle: WDR