Vom Professor zum Papst
Ugo Boncompagni, Sohn eines Kaufmanns, wurde am 1. Januar 1502 in Bologna geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und dem Erwerb der Doktorwürde war er acht Jahre Professor an der Universität von Bologna.
Aus dieser Zeit stammte sein unehelicher Sohn Giacomo. Ihn ernannte er später als Papst zum Gouverneur der Engelsburg, dem befestigten Zufluchtsort der Päpste in Rom.
1539 ging Boncompagni nach Rom, empfing mit 40 Jahren die Priesterweihe und erlangte unter Papst Paul III. (1534-1549) so hohes Ansehen als Jurist und Verwalter, dass ihm eine Reihe verantwortungsvoller juristischer Aufgaben übertragen wurde.
Papst Paul IV. (1555-1559) sandte ihn 1556 mit diplomatischen Aufträgen nach Frankreich und 1557 nach Brüssel. Im Juli 1558 wurde er zum Bischof von Vieste ernannt. 1561 bis 1563 nahm er als Kirchenrechtsexperte am Tridentinischen Konzil teil, wo er beachtlichen Anteil am Entwurf der Konzilsbeschlüsse hatte.
Das Konzil von Trient trug durch seine Reformen zu einer Neuerung der katholischen Kirche bei, besiegelte aber auch die Glaubensspaltung zwischen katholischen und evangelischen Christen.
In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1565 zum Kardinalpriester der Klosterkirche San Sisto erhoben. Nach dem Tod von Papst Pius V. (1566-1572) wählte man ihn zum neuen Papst. Er nahm den Papstnamen Gregor XIII. an, weil er am Festtag des Hl. Gregor zum Kardinal erhoben worden war.
Gregor war zwar gelassener und kompromissbereiter als Pius V., doch erwies er sich als ebenso entschlossen, was die Durchsetzung der Tridentinischen Beschlüsse und die katholische Reform anging.
Er gründete in Rom und anderen Städten Studienkollegs, da er der Auffassung war, dass eine katholische Reform nur durch eine gute Ausbildung des Klerus möglich sei.
In seinem inbrünstigen Wunsch, den Katholizismus zu behaupten und zu erneuern, verlieh Gregor der Gegenreformation eine militantere Richtung. Er richtete seine Politik darauf aus, die Protestanten in Europa zurückzudrängen.
Petersplatz in Rom
Die Gregorianische Kalenderreform
In Erinnerung bleibt sein Name durch die Reform des Julianischen Kalenders, die unter früheren Päpsten schon in Angriff genommen worden war, aber erst 1582 von einer Kommission in der päpstlichen Villa Mondragone bei Frascati vollendet wurde.
Die große gedankliche Leistung verbindet sich hauptsächlich mit den Namen von Aloysius Lilius (1510-1576), einem Arzt und Mathematiker aus Neapel, sowie Christophorus Clavius (1537-1612), dem wohl bedeutendsten Mathematiker und Astronomen des Jesuitenordens seiner Zeit.
Im Februar 1582 befand Papst Gregor XIII. die Reform für gut und verkündete sie in einer Bulle. Laut päpstlicher Anordnung folgte auf den 4. Oktober 1582 unmittelbar der 15. Oktober 1582 – zehn Tage wurden einfach übersprungen.
Der Gregorianische Kalender ergänzte zudem die julianische Regelung der Schalttage so, dass Unregelmäßigkeiten ausgeglichen wurden und der Frühjahrsbeginn seitdem immer auf den 21. März fällt.
Die Kalenderreform wurde nicht überall akzeptiert
Aber der Vatikan hatte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die unumschränkte Macht. Die Reformation sorgte für Unruhe in Europa. Nur die katholischen Länder richteten sich nach dem neuen Kalender.
Italien, Spanien und Portugal folgten sofort dem Willen des Papstes, Frankreich zog zwei Monate später nach, ebenso die katholischen Niederlande. So fiel im flämischen, katholisch geführten Brügge 1582 Weihnachten aus.
Auf den 21. Dezember folgte unmittelbar der 1. Januar, um die zehn Tage einzuholen, die der alte Kalender falsch ging.
Nicht nur die Protestanten, auch die orthodoxen Kirchen Osteuropas verweigerten sich dem neuen Kalender des römischen Papstes, teilweise sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein.
Immerhin: Nach einer dringlichen Ermahnung des Papstes übernahmen 1583 einige katholische Städte in Deutschland den neuen Kalender. Ebenso Bayern, Österreich, Böhmen und Mähren, die katholischen Kantone der Schweiz und vier Jahre später Ungarn und Polen.
Ganz einheitlich ist die christliche Kalenderwelt allerdings bis heute noch nicht. Die orthodoxen Mönche auf dem Berg Athos folgen noch immer der Zeitrechnung von Julius Cäsar. Ihr Abstand zu uns beträgt heute inzwischen zwei Wochen.
(Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 30.03.2020)
Quelle: WDR