Kann man von der Landwirtschaft leben?
Je größer oder spezialisierter ein Landwirtschafts-Betrieb ist, umso wirtschaftlicher lassen sich zum Beispiel Maschinen einsetzen oder ganze Arbeitsabläufe mechanisieren. Ernährte ein Landwirt um 1900 noch vier Menschen, waren es 1950 bereits 19, heute sind es 144.
Bauernhöfe, so wie Städter sie sich ausmalen – als kleinen Gemischtwarenladen mit viel Zeit und jeder Menge Landromantik–, finden sich heute nur noch selten. Und wenn, dann wird der Betrieb vielleicht nur noch im Nebenerwerb bewirtschaftet. Das heißt, das Geld wird woanders verdient und die Landwirtschaft läuft nur noch nebenher.
Der Bauer als Manager
Vollzeit-Landwirte von heute müssen flexibel sein, ihren Betrieb auf dem neuesten Stand halten und eventuell bereit sein, ihn der Wirtschaftlichkeit zuliebe auch umzustellen oder weniger lukrative Zweige abzustoßen.
Im Prinzip müssen sie handeln wie Manager, denn das Berufsbild ist ungeheuer vielfältig und Anbaumethoden oder der Maschinenpark veralten beinahe so schnell wie die Software in der Computerbranche.
Die Folge: Viele Betriebe haben sich spezialisiert, zum Beispiel auf Eier, Schweinezucht oder Getreideanbau. Andere haben umgestellt auf den Betrieb von Biogasanlagen.
Problem: Kennzeichnung der Ware
Hergestellt wird in Deutschland im Prinzip alles, was so auf den Tisch kommt, also Brot, Mehl, Zucker, Eier, Fleisch, Milch, Gemüse, Obst und vieles mehr. Wie viele der Lebensmittel, die wir einkaufen, tatsächlich noch aus Deutschland kommen, ist oft unklar.
Durch die Europäische Union (EU) ist alles miteinander verknüpft und es wird sowohl im- als auch exportiert. Selbst für Leute vom Fach ist die Kennzeichnung der Waren oft schwer zu entschlüsseln.
Und viele Verbraucher erkennen, dass sie zwar die Lebensmittel geschmacklich beurteilen können, aber nur noch wenig über die Herkunft, die Verarbeitung und die Lagerung der Produkte wissen. Verbraucher, die die Landwirte vor Ort unterstützen wollen, sollten möglichst regional einkaufen – und das bedeutet auch saisonal.
Ein Beispiel: Steht auf der Verpackung “Schwarzwälder Schinken“, bedeutet das noch lange nicht, dass das Fleisch von einem Tier aus dem Schwarzwald kommt. Es bedeutet lediglich, dass es in einem Räucherkamin im Schwarzwald hing. Ob das Tier in Italien oder Polen großgezogen oder in England geschlachtet wurde – das sagt diese Bezeichnung nicht aus.
Landwirtschaft und Tourismus
Doch nicht nur für die Erzeugung von Lebensmitteln ist die Landwirtschaft unerlässlich, mittlerweile werden auch jede Menge Biogas- und andere energieherstellende Anlagen von Landwirten betrieben.
Außerdem hält die Landwirtschaft die Flächen, das heißt Weiden und Wiesen offen und prägt das Gesamtbild einer Landschaft – das ist gerade für die Tourismusindustrie ein wichtiger Aspekt. Wer fährt nicht gerne zum Wandern, Mountainbiken oder Schlittenfahren ins Allgäu?
Auch deshalb ist der Urlaub auf dem Bauernhof vor allem bei Familien mit Kindern beliebt. Zurück zur Natur und zu den einfachen Dingen – und ganz nebenbei lernen Stadtkinder dabei auch noch, dass die Milch nicht aus der Tüte kommt.
(Erstveröffentlichung 2009. Letzte Aktualisierung 09.09.2019)