Familie
Beruf Hausfrau
"Eine Frau hat zwei Lebensfragen", hieß es in einer Werbung der 1950er: "Was soll ich anziehen? Und was soll ich kochen?" Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Rollen von Mann und Frau klar verteilt: Er zog in die Welt, sie kümmerte sich daheim um Kinder und Haushalt.
Von Malte Linde
Die Hausfrau als Erfindung der bürgerlichen Gesellschaft
Der Begriff "Hausfrau" entstand im Mittelalter. Er bezog sich weniger auf die Aktivitäten im Haus. Hausfrau meinte vielmehr die Stellung der Frau. Sie stand dem Haus vor – und war damit Herrin über Knechte und Mägde.
Für adelige Frauen kam Hausarbeit im engeren Sinne nicht in Frage. Einzige Ausnahme waren Handarbeiten: Der Umgang mit Nadel und Faden gehörte zur guten Erziehung auch adeliger Frauen.
Eine strikte Trennung zwischen Hausarbeit und Erwerbsarbeit konnte sich auf der anderen Seite eine bäuerliche Gesellschaftsschicht nicht leisten. Die Frauen waren für die Feldarbeit ebenso zuständig wie die Männer. Erst mit der bürgerlichen Gesellschaft im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Rolle der Frau als Hausfrau festgelegt.
Technische Entwicklungen verändern den Haushalt
Die Arbeiten, die eine Hausfrau bis in die 1950er-Jahre zu verrichten hatte, waren enorm. Vor allem der Waschtag kostete viel Energie. Die Wäsche musste von Hand geschrubbt und gewalkt werden, in riesigen Bottichen gekocht, gerührt und oft auch ausgewrungen. Wäscheschleudern gehören deshalb schon lange zur technischen Grundausstattung eines Haushalts.
Die ersten Prototypen der Waschmaschine gehen auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück, und bereits im 19. Jahrhundert war das Prinzip der Waschtrommel in den Maschinen patentiert.
Aber erst in den 1950er-Jahren kamen Waschmaschinen in Deutschland flächendeckend auf den Markt. Die Maschinen waren, in Verhältnis zum Einkommen, um ein Vielfaches teurer als heute, aber eine derartig große Erleichterung im Haushalt, dass sie sich schnell durchsetzen konnten.
Nützliche Errungenschaft: die neue Waschmaschine
Etwa gleichzeitig mit den Waschmaschinen kamen auch die ersten Spülmaschinen auf den Markt, wenn auch nicht mit vergleichbarem Erfolg: Zwar waren auch die Geräte der frühen Generationen in der Lage, Teller ordentlich zu spülen. Doch Geschirr und Besteck waren in der Regel nicht spülmaschinenfest. So mancher Goldrand wurde in den frühen Spülmaschinen abgelöst und in den Ausguss gespült.
Eine Plage für die Hausarbeit war bis in die späten 1950er-Jahre auch das Reinigen von Teppichen. Die mussten dafür zusammengerollt und in den Garten getragen werden. An eisernen Teppichstangen aufgehängt, wurden sie dann mit dem Teppichklopfer bearbeitet.
Etwas einfacher gestaltete sich die Reinigung im Winter: Da musste die Hausfrau die Teppiche nur umgekehrt auf den Schnee legen, auf dem sich dann Staub und Dreck sammelten.
Schon vor dem Krieg gab es Sauganlagen, die in der Regel fest in den Häusern montiert waren und über Rohrsysteme die Saugkraft in die verschiedenen Räume verteilten. Günstigere Varianten waren Kleinsauger, die den Sog mit handbetriebenen Luftpumpen erzeugten – wahrscheinlich mit wenig praktischem Erfolg.
Mitte des 20. Jahrhunderts dann eroberte der Staubsauger die Haushalte und mit ihm zog auch der Teppich als nun pflegeleichte Auslegware in den deutschen Wohnzimmern ein.
Hausfrau mit akademischem Grad
Die Hauswirtschaft im Sinne der Schulung in häuslichen Arbeiten geht im Wesentlichen auf das 19. Jahrhundert zurück. Die berühmte Kochbuchautorin Henriette Davidis nannte damals die auch heute noch typischen Arbeiten: Kindererziehung, Kochen und Putzen.
Doch gehörten auch die Disziplinen der Heimwerker zur Hauswirtschaft: Tapezieren und andere Malerarbeiten sowie die Reparatur von Möbeln zählten zu den Gebieten, in denen die Hausfrau kundig sein sollte.
In den 1960er-Jahren wurde an verschiedenen Universitäten das Fach Ökotrophologie eingeführt. Hauswirtschaft wurde Wissenschaft – eine Wissenschaft, die vielfältige Arbeitsbereiche umfasste: Volkswirtschaft und Ernährungskunde gehörten genauso dazu wie Chemie und Soziologie.
Hausfrau als Beruf
Trotz der akademischen Ehren und obwohl die Hausarbeit in jenen Jahren körperlich wesentlich anstrengender war als heute, wurde der Arbeit einer Hausfrau wenig Anerkennung gezollt. Eine Frau, die den Haushalt führte, arbeitete im Sprachgebrauch der Zeit überhaupt nicht.
Erst in den späten 1960er-Jahren wurde Hausfrau als Beruf anerkannt: Bei einem Immobiliengeschäft hatte eine Käuferin bei Vertragsunterzeichnung als Beruf "Hausfrau" angegeben. Der Vertragspartner klagte deswegen und ein Gericht musste schließlich klären, dass "Hausfrau" tatsächlich eine legitime Berufsbezeichnung ist.
Mit der zunehmenden Politisierung der Gesellschaft Ende der 1960er-Jahre und dem Beginn der Frauenbewegung geriet die Hausarbeit zwischen die Fronten der Überzeugungen: Auf der einen Seite wandten sich die Frauen gegen eine Geringschätzung der Hausarbeit.
Andererseits wurde die Hausfrau selbst zum Symbol braver Abhängigkeit: Die "Nur-Hausfrau" wurde auch zu einem abwertenden Begriff unter Frauen.
Eine juristische Gleichstellung zwischen Erwerbs- und Hausarbeit liegt noch in weiter Ferne, auch wenn Verbände wie das "Netzwerk Haushalt" (das früher "Deutscher Hausfrauenbund" hieß) oder die Deutsche Hausfrauengewerkschaft einige Regelungen hinsichtlich Sozial- und Rentenversicherung durchsetzen konnten.
Auch von einer gleichmäßigen Verteilung der Hausarbeit kann heute keine Rede sein. Verschiedene Studien belegen: Selbst wenn die Hilfe im Haus für viele Männer selbstverständlich geworden ist, erledigen auch bei Paaren, bei denen beide Partner berufstätig sind, die Frauen im Durchschnitt deutlich mehr Hausarbeit als die Männer.
Immer noch erledigen Frauen den Großteil der Hausarbeit
(Erstveröffentlichung 2006. Letzte Aktualisierung 26.08.2020)
Quelle: WDR