Marie Curie und ihre Töchter: Eine Familie von Ausnahme-Talenten
Planet Wissen. 02:48 Min.. Verfügbar bis 17.04.2029. WDR.
Nobelpreisträger
Marie Curie und die Familie Curie
Gleich vier Mitglieder der Familie Curie wurden mit Nobelpreisen ausgezeichnet – Marie Curie und ihr Mann Pierre, die Tochter Irene und deren Mann. Drei von ihnen bezahlten ihre Forschung mit dem Leben: Bis auf Pierre starben alle an den Folgen der radioaktiven Strahlung.
Von Silke Rehren
Wer war Marie Curie?
Marie Curie ist bis heute die wohl berühmteste Physikerin der Welt. Sie schaffte gleich zwei Nobelpreis-Rekorde: Als erste Frau überhaupt erhielt sie die begehrte Auszeichnung – und als einzige Wissenschaftlerin später noch ein zweites Mal. Sie entdeckte die chemischen Elemente Radium und Polonium und prägte den Begriff "Radioaktivität".
Als Marya Skłodowska wurde Marie Curie 1867 in Warschau im heutigen Polen geboren. Nach Abschluss des Gymnasiums mit Auszeichnung verdiente sie ihren Lebensunterhalt zunächst als Erzieherin.
Weil Frauen in Polen an Hochschulen nicht zugelassen wurden, ging Marya 1891 nach Paris, um an der Universität Sorbonne Physik und Mathematik zu studieren. Dort änderte sie ihren Namen zu "Marie". 1894 lernte sie den französischen Physiker Pierre Curie kennen, der einige Jahre zuvor mit seinem Bruder die Piezo-Elektrizität entdeckt hatte. Marie und Pierre heirateten 1895.
Die bekannteste Nobelpreis-Trägerin der Familie: Marie Curie
Das Forscherpaar Marie und Pierre
Ab 1897 arbeitete Marie mit ihrem Mann an der Erforschung der von Henri-Antoine Becquerel entdeckten Strahlen aus Uraniumsalzen. Auch nach der Geburt ihrer Tocher Irene im selben Jahr forschten beide ehrgeizig weiter.
Bei der Suche nach anderen, ähnliche Strahlen aussendenden Substanzen fanden die jungen Wissenschaftler zunächst das Mineralsalz Pechbende, das besonders intensiv strahlt.
Pierre und Marie Curie
Nach langwierigen Untersuchungen gelang es ihnen schließlich 1898, ein stark strahlendes Element mit charakteristischen Eigenschaften abzusondern. Marie taufte es "Polonium", zu Ehren ihrer Heimat Polen. Auch der Begriff "Radioaktivität" wurde von Marie Curie geprägt.
Kurz darauf entdeckten die Curies ein weiteres radioaktives Element, das eine noch stärkere Strahlungsaktivität hatte und deshalb Radium ("das Strahlende") genannt wurde.
Zwei Preise, zwei Tragödien
1903 erhielten Marie und Pierre Curie zusammen mit Henri Becquerel den Nobelpreis für Physik für ihre Arbeiten über die Strahlungsphänomene. Bei ihren Untersuchungen war das Ehepaar Curie auch auf die medizinische Anwendbarkeit des Radiums aufmerksam geworden.
Als einer der ersten hatte Pierre Curie in gefährlichen Selbstversuchen die physiologische Wirkung des Radiums erprobt, aus der die Radiumtherapie entstand (auch Curie-Therapie genannt). Bei einer Rede in Stockholm wies Pierre auf die schwerwiegenden biologischen Effekte hin, die das Ehepaar bei seiner Forschung bemerkt hatte.
1904 wurde die zweite Tochter Eve geboren, doch das Familienglück währte nicht lange. Zwei Jahre später geriet Pierre Curie unter die Räder eines schweren Pferdefuhrwerks und starb noch am Unfallort.
Nach diesem Schicksalsschlag forschte Marie Curie zunächst allein weiter. 1911 wurde sie für die Entdeckung der radioaktiven Elemente Polonium und Radium erneut mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, diesmal für Chemie.
Im Ersten Weltkrieg entwickelte Marie Curie eine mobile Röntgeneinrichtung, mit der verwundete Soldaten in unmittelbarer Nähe der Front untersucht werden konnten. Nach dem Krieg setzte sie ihre Forschungen gemeinsam mit ihrer Tochter Irene fort, die mittlerweile selbst eine berühmte Physikerin war.
Die Nobelpreis-Vergabe an Irene erlebte Marie Curie allerdings nicht mehr: Am 4. Juli 1934 starb sie an den Folgen der radioaktiven Strahlung, der sie jahrelang bei ihrer Arbeit ausgesetzt gewesen war. Sie wurde im Panthéon in Paris begraben – der nationalen Ruhmeshalle Frankreichs, wo viele berühmte französische Persönlichkeiten beigesetzt sind.
Würdige Nachfolger
Schon früh begab sich Irene Curie in die naturwissenschaftlichen Fußstapfen ihrer Eltern. Mit 17 Jahren begann sie ihr Studium an der Sorbonne und heiratete ein Jahr nach ihrer Doktorprüfung Frédéric Joliot. Der Ingenieur für Physik und Chemie arbeitete damals noch als Assistent von Marie Curie.
Auch Maries Tochter Irene und ihr Mann Frédéric wurden berühmte Forscher
Auch diese Ehe war von der Wissenschaft geprägt. Zu Beginn des Jahres 1934 machte das Ehepaar mit der Entdeckung eines neuen Typs von Radioaktivität auf sich aufmerksam.
In Experimenten hatten Irene und Frédéric Aluminium, Fluor und Natrium mit Alphastrahlen beschossen und dadurch künstlich Radioaktivität ausgelöst. Bis dahin hatten die Wissenschaftler geglaubt, dass alle bei Atomumwandlungen entstandenen chemischen Elemente stabil und nicht radioaktiv seien.
Wegen der enormen Bedeutung ihrer Entdeckung erhielten die beiden 1935 den Nobelpreis für Chemie.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Frédéric Joliot-Curie Hochkommissar der französischen Atombehörde. Seinen "Stockholmer Appell" von 1950 gegen die Atombombe unterschrieben mehr als 500 Millionen Menschen.
Irene litt bereits stark an den Strahlenschäden, sie die in den 1930er-Jahren erlitten hatte. 1956 starb sie an den Folgen einer Leukämie, zwei Jahre später starb Frédéric.
Literarisches Andenken
Auch Eve Curie wurde weltberühmt – wenngleich die zweite Tochter von Marie und Pierre Curie keinen Nobelpreis erhielt. Die Musikerin und Schriftstellerin veröffentlichte drei Jahre nach dem Tod ihrer Mutter die Biographie "Madame Curie", die weltweiten Erfolg erzielte und in viele Sprachen übersetzt wurde.
Anhand von Briefen, Tagebüchern und Erinnerungen schildert Eve darin die faszinierende Geschichte ihrer Mutter.
(Erstveröffentlichung 2002. Letzte Aktualisierung 26.01.2024)
Quelle: WDR