Die "Académie de Peinture"
Die besten Maler, Architekten und anderen Künstler seiner Zeit versammelt König Ludwig XIV. um sich. Mit ihrem Geschick sollen sie dem König das Schloss in Versailles und andere Bauten realisieren und ästhetisch perfektionieren. Dabei hat Ludwig einen ausgesprochenen Hang zur Klassik.
Für Ludwigs Kunstgeschmack hat sicherlich Kardinal Mazarin mit seiner Vorliebe für italienische Meister den Grundstein gelegt. Nach dem Tod des Vaters ist es Mazarin, der die Regierungsgeschäfte führt.
Der Kardinal richtet im Jahre 1648 die "Académie de Peinture" (Akademie für Malerei) ein. Dort werden Künstler fachlich ausgebildet. Zudem wird ihnen aber klargemacht, dass sie mit ihrer Schaffenskraft dem König zu dienen und ihm zu huldigen haben.
Besonders Fähige unter ihnen werden ausgesucht, die sich fünf Jahre lang in Italien weiterbilden dürfen. Dort lernen sie das Kopieren und Nachahmen großer Vorbilder der Klassik und Renaissance. Wenn sie nach Frankreich zurückkehren, sind sie verpflichtet, für den Staat zu arbeiten.
Die so systematisch produzierte Kreativität schlägt sich in einer riesigen Anzahl von Kirchen, Palästen, Gemälden und sonstigen Kunstwerken nieder. Sie alle haben nur einen Zweck: den König und sein Schloss im schönsten Glanze erstrahlen zu lassen.
Der größte Kunstförderer aller Zeiten
Der Sonnenkönig Ludwig gilt als größter Kunstförderer aller Zeiten. Das ist mit ein Grund dafür, warum Frankreich noch heute mit Kunst und Schönheit in Verbindung gebracht wird.
Durch Ludwig steigen das Ansehen und auch die Einnahmen von Kunstschaffenden. Gibt es in seinen Galerien anfangs lediglich 200 Gemälde, so erweitert er diese Zahl im Laufe seines Lebens auf 2500. Viele davon sind Bilder, die er selbst in Auftrag gegeben hat.
Er investiert auch eine Menge seines Reichtums in Kunstwerke der Klassik und Renaissance, die er in Italien kauft und nach Frankreich überführt. Was er nicht erstehen kann, lässt er von eigenen Baumeistern herstellen.
Schloss Versailles
Der König verfügt bald über mehr Bauten als die Kirche – ein für jeden sichtbares Zeichen seiner Macht. Die zeigt sich am deutlichsten an Schloss Versailles, dem offiziellen Königssitz.
Die Bauzeit erstreckt sich von 1679 bis 1689. Daran beteiligt sind 36.000 Arbeiter und 6000 Pferde. Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Gebäude, für deren Ausstattung und Dekoration sowie für das Anlegen der Gärten auf 200 Millionen Francs.
Künstler jeglicher Richtung sind auch hier vertreten. Selbst die "Unordnung" der Natur soll in Ordnung gebracht werden. Harmonie und klare Formen geben den Ton an: Laubengänge, Bäche oder Springbrunnen – die Gartenbauer haben freie Hand.
Ludwig als Mittelpunkt
Das gleiche Vertrauen bringt Ludwig auch den Künstlern entgegen, die mit der inneren Gestaltung seines Schlosses beauftragt sind. Die Säle des Kriegs und des Friedens und natürlich der Spiegelsaal sind mit Malereien verziert, die Götter, Göttinnen, Pferde und Triumphwagen zeigen.
Inmitten dieser Szenerien ist Ludwig zu sehen, wie er dem Zeus gleich Blitze schleudert oder den Rhein überquert. Auch als mildtätiger Herrscher wird er gezeigt, wie er sich beispielsweise der Armen und Kranken annimmt.
Immer wenn eines der Bilder fertiggestellt ist, unterbricht Ludwig seine Regierungsgeschäfte, um es zu begutachten. Auch die restlichen Teilnehmer sind angehalten, ein Urteil abzugeben – am besten ein positives. Denn Ludwig gefällt jedes Bild sehr gut. Schließlich ist er selbst darauf zu sehen.
Etikette bei Hofe
Neben den sehr unterschiedlichen Kunstwerken, die den König idealisieren, wird seine Macht auch durch die höfische Etikette gefestigt. Im Gegensatz zu Königen des Mittelalters gilt Ludwig nicht mehr als heilige Figur. Deshalb müssen Ersatzhandlungen her, die seinen übergeordneten Status verdeutlichen.
Unterschiedliche Rituale lassen die Menschen zu ihm aufblicken. Wenn Ludwig sich etwa morgens erhebt und ankleidet, ist er bereits von einer Schar ihm Zugewandter umgeben, die ihn umschmeicheln und hofieren.
Natürlich hat die Etikette auch den Zweck, den Umgang der Menschen bei Hofe im Allgemeinen zu regeln: wer wie begrüßt wird oder wer wen wann ansprechen darf.