Wiener Kongress

Die Sachsen-Polen-Frage auf dem Wiener Kongress

Ein großes Streitthema beim Wiener Kongress 1814/1815 war die Zukunft von Polen und Sachsen. Wie kam es dazu?

Von Cordula Weinzierl

Das Kurfürstentum Sachsen war während der Herrschaft des französischen Kaisers Napoleon zum Königreich aufgestiegen. In den Befreiungskriegen der europäischen Mächte (1813-1815) hatten die Sachsen Frankreich deshalb bis zuletzt unterstützt.

Nach Napoleons Niederlage wurde dann auf dem Wiener Kongress die Neuordnung Europas verhandelt, und weil Sachsen ein Verbündeter des Verlierers gewesen war, wurde Sachsen selbst zum Bestandteil der Verteilungs-Verhandlungen.

Die Sieger hatten unterschiedliche Vorstellungen über Sachsens Zukunft. Preußen beanspruchte das Königreich Sachsen für sich und Russland wollte das vom sächsischen König verwaltete polnische Herzogtum Warschau. Doch Großbritannien und Österreich fürchteten ein Ungleichgewicht der Macht in Europa.

Österreich wollte darüber hinaus Sachsen als Pufferstaat gegen Preußen erhalten – also als neutrales Gebiet zwischen den Großmächten Österreich und Preußen. Und beide wollten verhindern, dass Russland seinen Einfluss nach Westen ausweitet.

Frankreich hatte als Kriegsverlierer nur ein begrenztes Stimmengewicht auf dem Wiener Kongress. Doch es nutzte die komplizierte Lage geschickt für sich aus: Frankreich stellte sich bei den Verhandlungen auf die Seite von Großbritannien und Österreich und erreichte so, auf dem Wiener Kongress angehört zu werden. Im Geheimen verabredeten die drei Mächte, sich gegenseitig beizustehen, falls es bei der Sachsen-Polen-Frage zu einem Krieg kommen sollte.

Die Konfliktparteien konnten keine Einigung finden. Deshalb spitzte sich Anfang 1815 die Krise so weit zu, dass ein neuer Krieg unter den Großmächten drohte. Russland und Preußen standen am Ende allein da und konnten ihre Forderungen letztlich nicht durchsetzen.

Preußen musste sich mit dem nördlichen Teil Sachsens und kleineren Teilen von Polen begnügen. Österreich erhielt Galizien mit der Hauptstadt Lemberg. Die restlichen polnischen Gebiete wurden zum Königreich "Kongresspolen" und zum polnischen König wurde der russische Zar Alexander I. gekrönt.

(Erstveröffentlichung: 2024. Letzte Aktualisierung 16.02.2024)

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